Mark Zuckerberg hat die Gesichtserkennung nicht erfunden aber er hat sie uns ganz schön madig gemacht. Wenn das Unternehmen nicht aufpasst, droht deutlich mehr, als ein paar wütende Datenschützer – es droht der totale Gesichtsverlust.

In Simbabwe wurde kürzlich in einer feierlichen Zeremonie der hässlichste Mann des Landes gewählt. Austin Mbewe, 30 Jahre aus Bulawayo, konnte sich im Finale gegen 15 Mitstreiter durchsetzen. Die Jury bestand ausschließlich aus Frauen. Warum erzähle ich Euch das?

Facebook und die Gesichtserkennung. Fotos, die in dem Sozialen Netzwerk hochgeladen werden, werden biometrisch erfasst und einer Person zugeordnet. Weil das System offenbar noch nicht ganz fehlerfrei arbeitet und nicht jedes Gesicht so prägnant ist, wie das von Mr. Mbewe, sollen Facebook-Freunde händisch bestätigen, ob es sich bei der von Facebook zugeordneten Person auch tatsächlich um den gesuchten „Freund“ / die gesuchte „Freundin“ handelt. Das System lernt mit jedem Foto und wird sicherlich irgendwann auch ohne menschliche Hilfe auskommen.

Auch Google hat schon mit der Gesichtserkennung experimentiert. Bemerkenswert: Der Internet-Gigant mit den bunten Buchstaben hat sich dazu entschlossen, die biometrische Suchfunktion (noch) nicht freizuschalten. Google-CEO Eric Schmidt, sonst wenig zimperlich wenn es um das Privatleben der Anderen geht („Wenn es etwas gibt, dass Sie andere nicht wissen lassen wollen, hätten Sie es vielleicht gar nicht erst tun sollen“) befürchtet, dass solche Systeme missbraucht werden können. Ach was. (siehe auch: Die Anti-Terror-Lüge)

Doch bevor selbst ernannte Datenschützer auch in Deutschland gleich wieder in kollektive Schnappatmung verfallen (Ilse Aigner plant sicher schon eine Vermummungspflicht für Soziale Netzwerke: „Keine Gurkenmasken!“): Sowohl die EU, als auch die USA haben Facebook bereits mit rechtlichen Schritten gedroht, sollte das Unternehmen die automatisierte Gesichtserkennung nicht stoppen.. Bis dahin können Nutzer die offene Markierungsfunktion bei Facebook selbst deaktivieren. Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung dazu findet Ihr hier.

Unabhängig davon, ob Facebook auf die Klagen reagiert oder nicht, über die folgenden Punkte sollten wir uns im Klaren sein:

  • Facebook weiß genau, was es tut
  • Auch Facebook gibt Nutzerdaten an Regierungsbehörden weiter
  • Gesichtserkennung ist da und wird auch nicht weggehen

Mir persönlich gefällt der Ansatz von Tim O’Reilly, der den Besitz geheimer Informationen mit dem Börsen-Insiderhandel vergleicht:

„It’s not possession of secret information that is criminalized; it is misuse of that information (…) „

Am Ende bleibt es eine reine Abwägung: Ist mir der Service wichtiger, den mir ein Unternehmen bietet, als die Daten, die es über mich sammelt? Egal wie man sich entscheidet, es sollte nur hinterher keiner. sagen, man habe von nichts gewusst.

Austin Mbewe, der hässlichste Mann von Simbabwe, ist übrigens sehr stolz auf seinen Titel. „Es war ein harter Wettbewerb“, strahlt der frisch gekrönte „Mr. Ugly“, am Ende habe sich die ganze harte Arbeit ausgezahlt. Als Hauptgewinn erhielt er umgerechnet 122 Euro Preisgeld – und eine Stoffdecke.

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6 Kommentare
  1. Thomas schreibt:

    Vielen Dank für die aktuellen News ;)
    Ich überlege mir aus Facebook auszusteigen und nur noch zu twittern !

  2. Casi schreibt:

    Ich glaube nicht, dass Facebook ernsten Schaden nimmt durch die aktuelle Debatte. Die machen das sehr clever und absolut kalkuliert. Feature einführen, Proteststurm abwarten, ein klein wenig zurückrudern – und abwarten, wie die Kritik leiser wird…zieht sich seit Jahren durch die Politik der Facebook-Updates und wird vermutlich auch hier wieder so eintreffen. Es gibt einfach (derzeit) nichts, wo die Masse der Menschen alternativ ihre virtuellen Zelte aufschlagen könnte.

    • Richard Gutjahr schreibt:

      @Casi Du wirst vermutlich Recht haben. Das, immerhin, betreibt FB recht konsequent. Allerdings wäre ich mir nicht so sicher, ob FB in ein paar Jahren noch diese Stellung wie heute besitzt.

Willkommen!