Machen wir uns nichts vor: Wir reisen schon lange nicht mehr in Autos, Zügen oder Flugzeugen – sondern in begehbaren Computern.

Kuriose Durchsage gestern im ICE nach Nürnberg: „Sehr verehrte Bahngäste, bei unserem nächsten Halt muss dieser Zug re-settet und neu gestartet werden. Bei unserer Ankunft am Bahnhof werden sich die Türen kurz öffnen, dann wieder schließen und verriegeln. Aussteigen ist dann nicht mehr möglich. Licht und Klimaanlage werden nicht funktionieren, bis der Zug wieder vollständig hochgefahren ist. Dieser Vorgang wird in etwa zehn Minuten beanspruchen. Wir bitten um Ihr Verständnis.“

Ein Zug, der wieder hochfahren muss? Hat sich unterwegs der Bordcomputer aufgehängt? Ist sowas gefährlich? Ich stelle mir einen schweißgebadeten Lokführer vor, dessen ICE außer Kontrolle geraten ist, und der mit Tempo 200 auf den Kopfbahnhof zurast. Kurz vor dem Aufprall die freundliche Stimme aus der Support-Hotline: „Haben Sie schon mal einen Neustart probiert?“.

Neulich, auf meinem Flug nach New York, hatte sich das Entertainment-System aufgehängt. Statt Filmen, TV-Serien und primitiven Computerspielen konnte man auf seinem kleinen Sitzbildschirm dabei zuschauen, wie das Windows-System hinter dem Bordprogramm immer wieder aufs neue versuchte, zu rebooten. Momente wie diese geben zu denken: Hängt mein Leben, wenn ich mit dem Flugzeug fliege oder mit der Eisenbahn fahre, an Linux oder gar an Windows XP?

Machen wir uns nichts vor: Wir reisen schon lange nicht mehr in Autos, Zügen oder Flugzeugen, sondern in begehbaren Computern. Immer seltener hält der Fahrer oder Kapitän noch die Zügel in der Hand, sondern ein Silizium-Chip. Grund zur Panik? Die Statistik spricht eine andere Sprache. Die meisten tödlichen Unfälle, sei es zu Lande, zu Wasser oder in der Luft, sind immer noch auf menschliches Versagen zurückzuführen.

Quelle:  vke-design.de / David Gudelius / Bahn

Als Teenager haben mich Katastrophenfilme fasziniert. Seitdem plagt mich folgender Alptraum: Ich sitze im Flugzeug, als plötzlich die Stewardess über Lautsprecher fragt „Ist zufällig ein Pilot an Bord?“. Eine Frage, die mir immer wieder durch den Kopf geht, jedes mal, wenn ich ein Flugzeug betrete: Wäre ich in der Lage, sollten Pilot und Co-Pilot aus-was-für-einem-Grund-auch-immer ausfallen, unter Anleitung via Funk eine große Passagiermaschine zu landen? „Ja“, gab mir ein Lufthansa-Pilot neulich zu verstehen. Bis auf wenige Handgriffe könne eine Landung heutzutage komplett vom Autopiloten durchgeführt werden. Das natürlich nur, wenn sich der Bordcomputer nicht genau in diesem Moment aufhängt.

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26 Kommentare
  1. Die Zugriffszeiten der guten, alten 3,5-Zoll-Disketten … Die finden ganz offensichtlich nicht nur für die Sitzplatzreservierung nach wie vor bei der Bahn Verwendung, sondern auch für das gesamte ICE-Betriebssystem. :-)

    • Richard schreibt:

      … dafür war das Personal sehr freundlich. Muss ich der Fairness halber hier noch erwähnen.

  2. mahrko schreibt:

    Auf meinem Flug mit dem A380 nach New York hat sich das Entertainment-System ebenfalls aufgehängt. Die Stewardess bat mich dann daran, darauf zu verzichten. Sie hätte nämlich sonst um die 40 Einheiten gleichzeitig neu starten müssen.
    War aber eh nur noch eine Stunde bis zur Landung und die letzte halbe Stunde darf man das System ohnehin nicht mehr nutzen.

    Auf dem Rückflug hat mit Singapore Airlines dann sicherheitshalber 3 Plätze und 3 Entertainment-Systeme zur Verfügung gestellt. Sehr feiner Zug war das ;-)

    • Richard schreibt:

      Bravo! Der Trend geht ja hin zum Third Screen ;-)

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