Stolz, ein Blogger zu sein

Lange habe ich mich zurück gehalten. Es geht nicht mehr. Warum mich die Debatte um das Leistungsschutzrecht wahnsinnig macht und weshalb ich in Tagen wie diesen stolz bin, Blogger zu sein.

Man kann zu den Geschäfts (modellen) -praktiken mancher US-Konzerne stehen wie man will. Der Umgang der deutschen Qualitätsmedien in der Causa Google beschämt mich. Gekaufte Experten, das Ausblenden unliebsamer Stimmen und Studien, die gezielte Desinformation des Publikums.

Nicht nur die eigenen Leser werden verraten; verraten wird das, was man sich selbst vollmundig auf die Fahnen schreibt: den sogenannten „Qualitätsjournalismus“.

Und wozu? Um noch ein paar Jahre länger an veralteten Geschäftsmodellen festhalten zu können?

Es ist schon viel über dieses Thema geschrieben worden. Was ich mich langsam frage: Wer hat noch nicht geschrieben – und warum nicht?

Wo bleibt der Aufschrei aus den eigenen Reihen unserer Zunft? Wo sind die selbstkritischen Stimmen, wenn es um einseitigen Lobbyismus in eigener Sache geht? Wo sind die Stiftungen, die unzähligen Medien-Organisationen, die Vorsitzenden der Journalistenverbände?

Schlimm genug, dass die eigene journalistische Integrität auf dem Altar der Druckmaschinen geopfert wird. Was mich am meisten befremdet: Egal, welchem Lager man angehört, durch diesen Kampagnenjournalismus wird der gesamte Berufsstand in Misskredit gezogen.

Journalismus. War das nicht genau das, was uns von Google unterscheidet?

In Tagen wie diesen bin ich stolz, ein Blogger* zu sein.

 

* Disclaimer: Ich verdiene mein Geld als freier Mitarbeiter beim Bayerischen Rundfunk, schreibe für Tageszeitungen, gebe Workshops und halte Vorträge bei Verlagen und Web-Unternehmen.