Paper: Das bessere Facebook

Mit Paper hat Facebook ein Meisterstück hingelegt. Eine App, so schick und intuitiv, dass man sie gar nicht mehr schließen möchte. Von wegen Papier hat keine Zukunft.

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Lange hat Facebook das Thema „Mobile“ verschlafen, um nicht zu sagen vergeigt. Zwar war Facebook schon auf dem Smartphone, als die Geräte diese Bezeichnung noch gar nicht verdienten. Doch seitdem hat sich nicht viel getan. Facebook auf dem iPhone und später auf Android machte in etwa soviel Spaß wie ein Besuch beim Zahnarzt.

Erst mit dem Börsengang vor zwei Jahren entwickelte Facebook endlich eine App, der es zum ersten Mal gelang, das Netzwerk sinnvoll auf den kleinen Bildschirm zu übersetzen. Seitdem wurde die Software kontinuierlich verbessert und erweitert, zuletzt um eine eigenständige Messaging-App zum Chatten.

Das Beste aus beiden Welten

Mit Paper präsentiert das Freundenetzwerk nun einen Newsreader, der die Vorteile aus Social Network und kuratierten Nachrichtenkanälen kombinieren will. Herausgekommen ist eine App, die irgendwo zwischen Facebook, Flipboard und dem Yahoo News Digest anzusiedeln ist. Eine App, soviel kann ich nach den ersten Stunden schon sagen, die einen Platz weit vorne auf meinem Startmenü verdient hat.

Neben Status-Updates und „Likes“ meiner Freunde, lassen sich bei Paper „Sections“ abonnieren, die von Facebook-Mitarbeitern ausgewählt und zusammengestellt werden. Gleich nach dem Öffnen der App wird man gefragt, für welche Inhalte man sich interessiert. Dabei lassen sich aus einem Karussell Themenwelten auswählen, wie z.B. Headlines, Tech, Enterprise oder Planet. Wer es lieber verspielter mag, kann sich auch für Cute, LOL, Creative oder Ideas entscheiden.

Mehr als nur Eye-Candy

Seinen eigenen Freundeskreis muss man gar nicht einbuchen. Sobald die App geöffnet wird, loggt sie sich automatisch – ohne zu fragen – in das eigene Facebook-Konto ein und zeigt den gewohnten Freunde-Newsfeed im neuen Design. Bedenkenträgern wie mir mag das zunächst einmal aufstoßen. Dann wiederum: Wer sich freiwillig eine Facebook-App auf sein Smartphone lädt, hat in der Regel auch vor, diese benutzen zu wollen. Insofern ist dieses Auto-Login nur folgerichtig.

Zur App selbst ist nicht viel zu sagen – außer soviel: Sie ist todschick, intuitiv in der Benutzung und läuft geschmeidig wie eine Katze. Die Menüführung erklärt sich nach wenigem Herumspielen von selbst. Zur Sicherheit gibt es aber ein interaktives In-App-Tutorial, das den Nutzer Schritt für Schritt durch die Oberfläche führt.

Paper-Menus

Die Navigation

Zur Oberfläche selbst: Sie besteht aus zwei horizontal verlaufenden Inhalte-Strömen. Der obere Bereich zeigt die Sections, zwischen denen man durch seitliches Wischen hin und her wechseln kann. Im unteren Bereich sieht man Voransichten der Artikel, die sich in der jew. Section befinden. Hat man einen Text gefunden, der einen interessiert, blättert man ihn mit dem Daumen von unten nach oben auf (hello Flipboard!).

Auch inhaltlich überzeugt die App durch das Konzept, beide Gatekeeper, Profis wie Amateure, gleichberechtigt nebeneinander auf Augenhöhe zu bringen. Als gelernter Journalist gefällt mir dabei vor allem die Tatsache, dass die Bedeutung von professionellen Redakteuren durch Paper eher wieder aufgewertet wird. Eine Entwicklung, die auch bei anderen Nachrichten-Apps zu beobachten ist, wie zuletzt bei Yahoo News Digest.

Facebook-Paper-1.0-for-iOS-app-icon-smallFazit

Wer Flipboard mag, wird Paper lieben. Die App erweitert das Flipboard-Erlebnis um das Beste aus Facebook. Dabei besticht sie durch jede Menge Eye-Candy, was aber nicht zu Lasten der Useability und der Geschwindigkeit geht. Der einzige Nachteil von Paper gegenüber Flipboard: Andere Social Streams wie z.B. Twitter werden von Paper nicht berücksichtigt. Für mich aber kein Showstopper. Für Twitter nutze ich ohnehin Tweetdeck. Paper ist das bessere Facebook – mehr Inhalte, weniger Geschwätz.

Der Killergrund übrigens, weshalb man seine „alte“ Facebook-App möglichst bald durch Paper ersetzen sollte: Keine Reklame! Noch nicht. Genießen wir es, so lange das so bleibt.

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