Farewell, Abendzeitung!

Abendzeitung-Fassade

letzter-text-abendzeitung-gutjahr4 Jahre habe ich bei der Münchner Abendzeitung meine eigene kleine Kolumne betreut – Freitag für Freitag war ein Text fällig, auch im Urlaub oder bei Schreibblockade. Bei dem folgenden Stück handelt es sich um meinen Abschieds-Artikel. 

Bleiben Sie hungrig!

Das sind sie nun also, meine letzten Zeilen für diese Zeitung. Wie der Zufall so will, ein Jubiläum, mein 200. Text – ich habe nachgezählt. Vier Jahre über das Leben mit dem Computer zu schreiben, wer hätte geglaubt, dass so etwas überhaupt möglich ist. Einer hat daran geglaubt: Chefredakteur Arno Makowsky und sein großartiges Team, das Tag für Tag diese Zeitung für Sie zusammengestellt hat.

Eine ebenso große Ehre war es für mich, neben Persönlichkeiten wie Ponkie, Dschango Asül, Joseph von Westphahlen, Eduard Augustin, Bruno Reichart oder Herbert Stiglmaier eine eigene Kolumne führen zu dürfen. All diese feinen Menschen haben mit ihren Texten, lange vor mir und mehr als nur das Papier prägend ein Stück Abendzeitungsgeschichte geschrieben.

Mein größter Dank aber gebührt Ihnen, liebe Leserinnen und Leser. Ohne Sie hätte es diese Kolumne niemals gegeben – und das ist keineswegs einfach nur so dahingesagt. Manchmal habe ich Sie heimlich dabei beobachtet, wie Sie in der Trambahn oder im Straßencafé durch die Abendzeitung blätterten. Fast schon diebisch habe ich mich gefreut, wenn Sie dabei – und wenn auch nur für einen Moment – auf dieser Kolumne verweilten. Danke, dass ich Ihnen gelegentlich ein bisschen Ihrer Zeit stehlen durfte!

Ist es nicht fast schon bezeichnend? Der Computer hat diese Kolumne ermöglicht und zugleich auf dem Gewissen. Ohne das Internet und dem daraus resultierenden Einbruch der Anzeigenmärkte wäre die AZ nicht in Schieflage geraten und hätte auch nicht unter Schmerzen gerettet und umstrukturiert werden müssen. Lassen Sie mich zum Abschied, wie es sich für ein Technik-Kolumne gehört, mit den Worten von Apple-Gründer Steve Jobs schließen, der einst im Anblick seiner Krebserkrankung sagte:

„Der Tod ist wahrscheinlich die beste Erfindung des Lebens. Das Leben hat ihn mit dem Wandel betraut. Er räumt das Alte weg, um Platz für Neues zu machen.“

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Unsere Zeit auf Erden sei begrenzt, so Jobs, also sollten wir sie nicht damit verschwenden, indem wir anderer Leute Leben leben. „Lassen Sie sich nicht von Dogmen einfangen. Lassen Sie nicht zu, dass der Lärm fremder Meinungen Ihre eigene innere Stimme übertönt. Und vor allem, haben Sie den Mut, Ihrem Herzen und Ihrer Eingebung zu folgen.“

Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, liebe Kolleg/innen, mein tief empfundener Dank, verbunden mit den besten Wünschen für die Zukunft: Bleiben Sie hungrig. Bleiben Sie töricht.

Ihr Richard Gutjahr

AZBrandt