Von Handys und Hirnis

Unser Handy hat sich zum Mini-Computer gemausert. Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Was nutzt ein Smartphone wenn man dumm ist? Thema meiner Kolumne diese Woche in der Münchner Abendzeitung.

Es ist passiert, das Undenkbare. Wenn Sie schwache Nerven haben – lesen Sie nicht weiter. Mein Handy: zuhause, liegen gelassen! Ich weiß, was Sie denken: Wie kann man nur so leichtsinnig sein! Sie haben Recht.

Adressen, Telefonnummern, Termine. Mit dem Smartphone habe ich mein Gedächtnis out-gesourcet. Handy? In meinem Fall müsste es längst „Hirni“ heißen. Es gibt Leute, die brauchen einen Kalender, um sich an ihren Hochzeitstag zu erinnern. Nicht bei mir: Ohne das Begrüßungs-Foto auf dem Handy-Display wüsste ich noch nicht einmal, dass ich verheiratet bin.

In Deutschland gibt es mehr Handys als Einwohner. Im Schnitt besitzt jeder Deutsche 1,3 Mobiltelefone. Da geht noch was. Ich persönlich habe drei Geräte: eins zum Telefonieren, eins zum Surfen und eins zum Angeben. Doch heute ist alles anders, ich bin blank, schutzlos, nackt!

Ohne Mobiltelefon bin ich verloren. Sprichwörtlich. Ich habe es schon geschafft, mich in meiner eigenen Straße zu verlaufen. Kann sich noch jemand daran erinnern, wie wir uns früher orientiert haben, vor Navigations- und Ortungsdiensten? Sterne? Bindfaden? Brotkrumen?

Ganz schlimm ist es im Urlaub. Da ertappe ich mich oft, dass ich erst auf den Bildschirm schielen muss, damit ich weiß, wo ich bin. – Nein, nicht welche Straße; – welches Land! Ich habe das Gefühl, je smarter die Smartphones werden, umso dümmer werde ich.. Gäbe es eine Möglichkeit, mir ein iPhone zu implantieren, ich würde mich freiwillig melden.

Bis dahin heißt es: Überleben. In der Mittagspause habe ich Kollegen gefragt, ob ich kurz mal ihr Handy halten darf. Auf dem Nachhauseweg habe ich, nur um mich bei Laune zu halten, auf dem Fahrkartenautomaten herumgedrückt bis die U-Bahn kam. Aber das war nicht dasselbe.

Happy End: ich habe mein Telefon wieder! Und damit mir das nicht noch einmal passiert, habe ich sofort eine Liste gemacht; eine Liste mit Dingen, die ich nicht vergessen darf, bevor ich das Haus verlasse. Echt praktisch, so ein elektronisches Notizbuch auf dem Handy.

Meine Kolmune findet Ihr jeden Freitag neu im Kultur & Medien-Teil der. Münchner Abendzeitung.