Facebook kauft WhatsApp für 19.000.000.000 US-Dollar. In Worten: Scheiß-viel-Kohle. Die Netzgemeinde fällt schier vom Glauben ab und fragt sich: Warum?!

face-game

Erdbeben der Stärke 19

War das ein Erdbeben gestern in Kalifornien. Die Schockwellen erschütterten die Tech-Welt von San Francisco bis nach Berlin. Facebook übernimmt den SMS-Dienst WhatsApp! Kaufpreis: 19 Milliarden US-Dollar. Sie haben richtig gelesen: Milliarden. Branchenkenner reiben sich noch immer die Augen, fragen sich, ob bei der Eilmeldung nicht irgendwo ein Komma verrutscht ist. 19 Milliarden Dollar – das entspricht dem Bruttosozialprodukt ganzer Länder.

Wir verkaufen nicht!

Noch vor kurzem war Jan Koum, einer der beiden WhatsApp-Gründer zu Gast bei der DLD-Konferenz in München. Auf die Frage, ob er einen „Exit“ suche – seine Firma also an einen großen Player abtreten wolle, antwortete er gelassen: „Wir wollen nicht verkaufen.“ Das war vor vier Wochen. Jetzt ist der 37jährige Koum, der im Alter von 16 Jahren aus der Ukraine in die USA emigrierte, Multi-Milliardär.

Twitter sprachlos

Die ersten Reaktionen bei Twitter, als die Bombe platzte: eine Mischung aus WTF („What the fuck!“) und CUDOS (von „Kudos“ mit „C“ wie „cool“, etwa „Glückwunsch, Respekt!“). Rob Vegas twitterte: „Facebook kauft WhatsApp – Gabriel und Oppermann waren angeblich schon im September informiert“. Tobias Nehren feixte: „Wie doof die von Facebook sind. Im App-Store gibt’s WhatsApp doch umsonst“.

Been there, done that

Ein Soziales Netzwerk übernimmt einen Konkurrenten. Schon wieder. Vor einem Jahr hat sich Facebook die beliebte Foto-App Instagram einverleibt, Google hat wenig später den israelischen Navigationsdienst Waze geschluckt – der Kaufpreis jeweils: eine Millarde Dollar. Die Übernahme von WhatsApp in Höhe von 19 Milliarden Dollar setzt völlig neue Maßstäbe. Kritiker sagen: keine guten.

whatsapp

Droht die nächste DotCom-Blase?

Erinnerungen an die Dotcom-Blase werden wach, die mit ihren irrwitzigen Börsenträumen unzählige Kleinanleger um ihr Erspartes brachte. Zum anderen ist zu befürchten, dass WhatsApp (450 Millionen Nutzer, davon 30 Millionen allein in Deutschland) unter Facebook leiden wird. Der Charme von WhatsApp bestand nicht zuletzt auch darin, dass dieser Service NICHT vom omnipräsenten Facebook stammt.

Freund und Feind 

Welches Ziel Facebook mit diesem Schritt verfolgt, ist klar: Das Netzwerk in seiner heutigen Form stößt an seine Grenzen, muss neue Dienste anbieten, neue Zielgruppen erschließen. Durch den Kauf von WhatsApp erreicht Facebook zugleich noch etwas anderes. Die Eliminierung eines Konkurrenten, bevor dieser zu groß wird. Auch für ein Freunde-Netzwerk gilt die Regel: Halte dir deine Freunde nahe, deine Feinde noch näher.

What’s next?

Was die Übernahme für uns bedeutet? Noch mehr unserer Daten in der Hand eines Konzerns, der dafür bekannt ist, den Datenschutz seiner Nutzer mit Füßen zu treten. Auch die NSA wird sich freuen, braucht sie in Zukunft nur noch eine einzige Schnittstelle anzuzapfen, um unsere Nachrichten, Gesprächspartner und Aufenthaltsorte rund um die Uhr erfassen zu können.

Kein Wunder, dass im Web bereits die Suche nach Alternativen zu WhatsApp begonnen hat. Seit gestern Spitzenreiter der Download-Charts bei Apple (#1) und Google (#4) in den App-Stores: Threema, ein Kurznachrichtendienst aus der Schweiz, der seinen Nutzern bestmöglichsten Datenschutz verspricht. Kosten: 1,79 (Apple AppStore). Nicht Milliarden. 1 Euro und 79 Cents.

Hat Ihnen der Beitrag gefallen?
Bitte unterstützen Sie mein Blog mit einer Spende.

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Notwendige Felder sind mit * markiert.

15 Kommentare
  1. Anton schreibt:

    Fefe (http://blog.fefe.de/?ts=adf8d951) hatte einen interessanten Aspekt angesprochen: angeblich haben sowohl Facebook, als auch WhatsApp die SEQUOIA Capital als Investoren an Bord gehabt.

    Somit könnte man den Deal auch als Möglichkeit sehen, 16 Milliarden $ aus dem börsennotierten Unternehmen Facebook zu ziehen, ohne großen Ärger zu verursachen.

    Angeblich war SEQUOIA auch an Instagram beteiligt …

    • Richard schreibt:

      Bin leider kein Finanzexperte – insofern fällt es mir schwer, Fefes Beobachtung zu bewerten. Wundern würde es einen nicht.

  2. André schreibt:

    Neben Threema ist im Moment auch Telegram sehr angesagt.
    Keine Ahnung warum…

    • Richard schreibt:

      Telegramme? Kommen die wieder? ;-)

    • telegram.org schreibt:

      Ich nutze es auch statt WhatsApp und kann für mich folgende Vorteile ausmachen:

      – kostenlos, werbefrei
      – auch für WP verfügbar (potentiell für alle Plattformen, da offene API)
      – hauptsächlich Open Source
      – Verschlüsselung ist optional
      – verschlüsselte „Geheimchats“ bieten extra Funktionen wie Löschung der Chronik nach gewisser Zeit, keine Nachrichtenvorschau in der Push-Notif., …

      Halte es für die beste Alternative.

Willkommen!