Ein Gespenst geht um in Deutschland. Es fährt Opel Astra, fotografiert unsere Häuser und stellt die Fotos dann ins Internet. Der Straßen-Striptease hat einen Namen: Google Streetview.

Hausfassaden (!), nackt (!!), im Internet (!!!).. Unsere online-gestählten Volksvertreter („Fräulein Meier, haben Sie meine E-Mails schon ausgedruckt und zur Post gebracht?“) wittern ein Sommerloch-Thema mit hohem Erregungs-Potential. So kommt das eigene Foto mal wieder in die Zeitung. Oder ins Internet. Drollig: an der Spitze der Datenschützer ausgerechnet jene Erfolgs-Produzenten, die verantwortlich sind für Blockbuster wie: „Das Leben der Anderen“ (Großer Lauschangriff), „Ich weiß, was Du letzten Sommer getan hast“ (Vorratsdatenspeicherung) und „Die nackte Kanone“(Körperscanner). Ist da am Ende jemand neidisch auf Google?

Wir Deutschen wollen gerne gucken, uns aber nicht gerne begucken lassen.“ Recht hat er, der Bundesinnenminister! Das muss sich ändern: in Zukunft bitte noch mehr Handy-Fotos freiwillig online stellen! Dabei hilft jetzt auch Facebook, wo jetzt ein neuer Geo-Location-Dienst startet: „Places“ macht es möglich, seine Freunde demnächst auch auf einer Landkarte zu denunzieren („Sollten Sie diesen Service nicht nutzen wollen, müssen Sie einfach nur das Häkchen im siebten Untermenü Ihrer Profileinstellungen ganz unten rechts neben dem Bild mit der giftgrünen Klapperschlange entfernen“).

„So nicht!“ droht Ilse Aigner und überlegt, Facebook wieder beizutreten, um dann – unter Protest! – wieder austreten zu können. Auch auf Google ist die Verbraucherschutzministerin nicht gut zu sprechen. „Google hat viele Bürger mit Streetview überrumpelt„, empört sich die CSU-Politikerin. Schließlich kurven die Google-Autos ja auch erst seit zwei Jahren durch unsere Städte. Doch anders als das dumme Volk ist unsere Bundesregierung auf Google Streetview gut vorbereitet. O-Ton aus dem Kabinett: „Jetzt bloß keinen Schnellschuss!“.

Für alle, die weder Internet-Konzern, noch unserer Polit-Kaste trauen, hat ausgerechnet der Google-CEO Eric Schmidt die Lösung: Blöde Fotos im Internet? Einfach den Namen ändern! Gemeint ist nicht etwa der Online-Spitzname sondern der echte Name im Pass. So könne man via Suchmaschine nicht mehr gefunden werden. Brillant! Stellen Sie sich nur die Möglichkeiten vor: Heute noch Ilse Aigner. Morgen schon Lady Gaga.

In diesem Sinne herzlichst,
Ihr Til Schweiger


Flattr this

Meine Print-Kolumne findet Ihr jeden Freitag im Kultur- und Medienteil der Münchner Abendzeitung.

Hat Ihnen der Beitrag gefallen?
Bitte unterstützen Sie mein Blog mit einer Spende.

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Notwendige Felder sind mit * markiert.

9 Kommentare
  1. doc|dk schreibt:

    beschreibt das ganze Theater sehr treffend. Guter Text!

  2. […] Einen wirklich guten Artikel dazu schreibt Anatol Stefanowitsch in seinen Wissenslogs und G! Gutjahr hat das ganze natürlich auch nicht unkommentiert […]

Willkommen!