Was lange währt… Die Washington Post hat sich Zeit gelassen, bis sie sich auf das iPad gewagt hat. Jetzt ist die Tablet-Version fertig (bis Mitte Februar kostenlos). Und siehe da: der Verlag beweist mit seiner App nicht nur Mut, sondern auch Größe!

Was macht eine gute Zeitungs-App für mobile Lesegeräte aus? Sie soll unkompliziert runterzuladen sein, nicht viel kosten, das beste aus der Print-Version enthalten, daneben aber auch die laufende Aktualisierungs-Möglichkeit durch das Web nutzen. Gerade den letztgenannten Punkt vernachlässigen die meisten (deutschen) Online-Zeitungen sträflichst. Ob Spiegel, Welt oder Frankfurter Rundschau: als Leser hat man stets die Wahl zwischen Print-Artikeln von gestern (!) oder Agenturmeldungen von heute. Eine Zeitung, die das Beste aus beiden Welten in nur einer einzigen App vereint, sucht man vergebens.

Watergate-Enhüllungsjournalist Bob Woodward versteht die App nicht

Die Washington Post geht andere Wege. Zwar besteht auch diese App zum überwiegenden Teil aus den Print-Artikeln des Vortages, doch in einem entscheidenden Punkt beweist die Washington Post Mut und Größe: sie verlinkt themenbezogen auf aktuelle Online-Artikel der Konkurrenz! So lassen sich beispielsweise ausgewählte Leitartikel der Post mit denen der New York Times oder des Online-Shootingstars Politico parallel zueinander aufrufen (siehe Screenshot) – und das, ohne die App verlassen zu müssen!

Auch was die Einbindung von Social Media Networks angeht, gibt die Washington Post unter den Zeitungs-Apps den Ton an: Ein halbseitiger Live-Twitter-Stream zu ausgewählten Themen. Noch nie kamen Leser mit ihren Kommentaren so unmittelbar zu Wort wie hier. Sicherlich, die App hat auch Schwächen: so wirkt das Layout oft unübersichtlich. Auch der verpflichtende Registrierungsprozess mag erstmal abschrecken.

Die Richtung stimmt

Dennoch hat ausgerechnet die traditionelle Washington Post neue, wichtige Features in ihre App integriert, an denen sich die Konkurrenz, auch deutsche Verlage, messen lassen müssen:

  • Kombination aus statischen Print-Artikeln und dynamischen Echtzeit-Meldungen
  • Verweis auf externe Quellen, sogar auf die direkte Konkurrenz
  • gelungene Einbindung von Videos in die Texte
  • Einbindung von Social Media Feeds (Twitter/Facebook)
  • integrierte Speicherung von Texten für den Offline-Modus

Noch ist das Angebot kostenlos.. Ob sich mit der Washington Post auf dem iPad auch Geld verdienen lässt, hängt nicht zuletzt vom Preis ab, den man künftig für die Inhalte verlangen wird. Der Verlag hat angekündigt, das iPad-Abo für Print-Abonnenten zu einem Aufpreis von 99 Cent pro Monat anzubieten, Neukunden zahlen 3,99 Dollar pro Monat. Start: Mitte Februar (Danke an Philipp für den Hinweis).


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5 Kommentare
  1. […] den Beitrag weiterlesen: Appgecheckt: Die Washington Post goes iPad | G! – gutjahr's blog Tags:hat-sich, warten, gelohnt-hat, sich-das, bis-sie, erste-noch, arm, sich-auf, bein Verwandte […]

  2. Philipp schreibt:

    Der Verlag schweigt nicht zur Preisstruktur. Abonnenten zahlen ab Mitte Februar 0,99 Dollar pro Monat, Nicht-Abonnenten 3,99 Dollar pro Monat. http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2010/11/08/AR2010110801584.html

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