Der US-Generalkonsul hat seine Facebook-Fans in ein Münchener Café zum Townhall-Meeting eingeladen. Ursprünglich lautete das Thema „2 Jahre Barack Obama“ – aber natürlich dauerte es nicht lange, bis der Chefdiplomat auf WikiLeaks zu sprechen kam…

Die San Francisco Coffee Company, Odeonsplatz München. Der Generalkonsul hat zur Political Lounge geladen. Nicht über den üblichen Presseverteiler, sondern über die Facebook-Seite des Konsulats. Die Hütte ist gerammelt voll – und das liegt nicht nur am Gratis-Kaffee für die Early-Birds. Ob Schüler oder Rentner, Deutscher oder Amerikaner – alle wollen hören, was der Chefdiplomat zu sagen hat; über Obama, über die Midterm-Elections, über WikiLeaks.

Conrad Tribble, seit Sommer 2009 Generalkonsul in München, war zuvor u.a. in Bagdad und in Haiti stationiert. Er habe schon schlimmere Tage erlebt, sagt er, wobei der WikiLeaks-Vorfall natürlich alles andere als angenehm sei. Tribble ist viel unterwegs, im realen Bayern, aber auch in virtuellen Räumen, vor allem bei Facebook und bei Twitter.

Angriff nach vorn

Das Münchner Kaffeebar-Townhall-Meeting verläuft ruhig und ohne besonderen Zwischenfälle. Der Consul General referiert über die innenpolitische Lage in den USA, er beantwortet Fragen zur Umweltpolitik, zur Gesundheitsreform und zur Finanzkrise. Weil sich niemand zu fragen traut, kommt Tribble schließlich selbst auf „Cablegate“ zu sprechen.

Er sei sauer gewesen, als er seine eigenen, zum Teil als ‚confidential‘ eingestuften Depeschen bei WikiLeaks finden musste. „Depeschen“, rümpft der Konsul die Nase, „was für ein altmodisches Wort“. Conrad Tribble spricht perfekt deutsch, als Austauschschüler und Student verbrachte er einige Zeit in Niedersachsen und in Bonn.

Transparenz und Offenheit zwischen Regierung und den Bürgern sei sehr wichtig, sagt Tribble. Aber vertrauliche Gespräche zwischen den Regierungen seien es nun mal auch. Was WikiLeaks da getan habe, sei verantwortungslos. „Das Problem ist nicht das Internet.“

Ein spontanes Interview

Mehr zum Thema WikiLeaks erzählt der Generalkonsul im Anschluss an die Veranstaltung. Das improvisierte Interview übrigens aufgenommen mit meinem iPhone4. Die schlechte Tonqualität bitte ich zu entschuldigen.


Flattr this

Hat Ihnen der Beitrag gefallen?
Bitte unterstützen Sie mein Blog mit einer Spende.

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Notwendige Felder sind mit * markiert.

5 Kommentare
  1. Marc Labitzky schreibt:

    Nicht schlecht Herr Kollege! Mit dem iPhone. Respekt!

  2. buch leser schreibt:

    Da jammert die deutsche Regierung über die Veröffentlichung von wikileaks rum, dass das „rechtswiedrig erworbene Daten sind“. Toll, als die Regierung die Daten von den schweizerischen CD’s gekauft hat war das alles in Ordnung, jetzt, wo sie selber am Pranger stehen, ist das auf einmal höchst bedenklich. Ich kann nur Sagen, was für Heuchler.

Willkommen!