Der Traum von ewiger Jugend, in Hollywood nimmt er Gestalt an – die Gestalt von Jeff Bridges. In Tron Legacy steht der 58jährige seinem eigenen jüngeren Ich gegenüber, komplett Computer-animiert. Gehören Botox, Brustimplantate und Haarfarbe schon bald der Vergangenheit an?

Wieder ein Jahr vorbei, wieder ein paar Kilo zugelegt, wieder ein paar neue graue Haare entdeckt (und sie haben alle Namen). Was würde ich darum geben, das Rad der Zeit zurückdrehen zu können, sagen wir um 30 Jahre.. Damals kam „Tron“ in die Kinos, ein Disney-Streifen, der wegen seiner – für die damaligen Verhältnisse – spektakulären Computer-Animationen Filmgeschichte schrieb.

Um die rund 15 Minuten Computer-Sequenzen daraus zu generieren, wurde der Super Foonly F-1, bemüht, der schnellste und gewaltigste Grafik-Computer, den die Welt bis dato gesehen hatte (dessen Rechenleistung heute in jedem Happy-Meal-Spielzeug von McDonalds steckt).

Diesen Monat nun also der Deutschland-Start von „Tron Legacy“, tricktechnisch ordentlich aufgebrezelt und, unvermeidlich, in 3D. Das wirklich faszinierende an dieser Fortsetzung jedoch sind die Szenen, in denen der 58jährige Jeff Bridges sich selbst als junger Mann gegenübersteht. Dieser junge Jeff Bridges wurde komplett am Computer entworfen.

Avatare als Schauspieler

Avatare als Schauspieler, man stelle sich die Möglichkeiten vor! Ein Remake von Casablanca mit Humphrey Bogart und Ingrid Bergmann – aber diesmal in 3D und mit Happy End. Oder endlich wieder James-Bond-Filme mit Sean Connery, dem einzig wahren 007. Alternde Hollywood-Stars müssten sich nicht mehr mit Botox entstellen, sondern ließen sich für ihre Filme bodyscannen und schönrechnen.

Hier eine Falte glatt-gerendert, dort ein paar Kilo weg-gepixelt. Der Traum von ewiger Jugend, endlich Wirklichkeit – wenn auch nur virtuell. Was fehlt, wäre ein Weg, sein Computer-Modell „auszudrucken“, sprich: in Fleisch und Blut zu verwandeln. Wie oft habe ich mir schon gewünscht, ich könnte mich zweiteilen! Mit einem rundum erneuerten Ich aus dem Computer wäre das möglich.

Der Joker, Meg Ryan (2. v. links)

Klonkriege

Das Problem: Wie ich mich kenne, würde ich mich bald mit meinem eigenen Klon in die Wolle kriegen, wer den Abwasch macht oder wer von uns beiden in den Urlaub fährt. Schlimmer noch: er (also ich) würde die ganzen Frauen abbekommen, weil er als mein Ideal-Abbild einfach besser in Form ist, als ich, das Original. Wissen Sie was? Vergessen wir einfach, was ich da heute geschrieben habe. So schlimm sind die paar Kilo und grauen Haare ja auch wieder nicht!

Meine Print-Kolumne findet Ihr jeden Freitag im Kultur- und Medienteil der Münchner Abendzeitung.


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4 Kommentare
  1. R3dj0hn schreibt:

    Kennst du das Programm iclone? Very easy und damit kannte dein cloud-ich erstellen:-)

  2. MacDentist schreibt:

    Wie? Was? Warum Wunsch und Formulierung im Konjunktiv? Ich schau morgens in den Spiegel und komm‘ mir vor wie Fincher’s „Benjamin Button“… ;-)))

Willkommen!