Na, liebe Blogleser, wie steht’s um Eure guten Vorsätze für 2012: Mehr Sport machen? Mehr Bücher lesen? Mehr ins Theater gehen? Die ersten beiden Wochen des neuen Jahres sind fast rum, und, noch auf Kurs? Vielleicht haben wir uns geirrt und es ist gar nicht so entscheidend im Leben, was wir machen, sondern was wir nicht machen?

Das Internet hat mich eine wichtige Lektion gelehrt: In einer Welt ohne Limit, in der wir Zugang zu mehr Information haben, als wir jemals in der Lage sind, zu verarbeiten, kommt es nicht darauf an, noch mehr Wissen anzuhäufen, sondern auf die richtigen Filter. Nur wer weiß, was er nicht wissen muss, behält einen klaren Kopf, sieht wieder den Wald – und nicht die Bäume.

Es muss einen Grund haben, weshalb sich Bücher und Magazine zum Thema „Burnout“ so gut verkaufen. Warum die Wellness-Kurhotels wie Pilze aus dem Boden schießen, die Therapeuten überlaufen sind, als gebe es kein Morgen mehr. Statt einen Gang runterzuschalten, versuchen wir, Feuer mit Feuer zu bekämpfen, mehr Stress wird mit mehr Wellness kompensiert, mehr Überstunden mit mehr Kaffee, Vitamintabletten, Red Bull, wer weiß, mit was noch so alles.

Das Web verleitet uns zum Info-Overkill. Alles Wissen und Unwissen der Welt – nur einen Mausklick entfernt. Je mehr Möglichkeiten, desto größer die Sorge: bloß nichts verpassen, überall mit dabei sein! Eine neue E-Mail, ein neuer Tweet, jemand hat was auf meine Facebook-Seite gepostet? Man bewegt sich, um sich zu bewegen, meint, nur so könne man die Kontrolle behalten. Dabei ist genau das Gegenteil der Fall. Unmerklich mutiert man vom Leistungsträger zum Leistungssklaven, vom Treiber zum Getriebenen.


„Focusing is about saying ’no‘.“

(Steve Jobs, 1997)

 

Der ganz große Renner zur Zeit: Internet-Blocker, Programme, die den Zugang zum Web verhindern. Über eine Zeitschaltuhr legt man fest, wie lange man offline sein möchte, um dann innerhalb dieser Zeitspanne konzentriert arbeiten zu können. Manchmal wünschte ich mir, es gäbe einen solchen Internet-Blocker auch für das analoge Leben. Keine Anrufe, kein Kollegen-Small-Talk, keine Zeugen Jehovas vor meiner Haustür. Vielleicht werden wir Telekom & Co eines Tages dafür bezahlen, ihre Funkmasten wieder abzureißen, um einfach mal eine Weile nicht erreichbar zu sein? Eine Funkloch-Flatrate, ach wäre das schön!

 

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18 Kommentare
  1. Sebi schreibt:

    Hi,

    welchen „Internet-Blocker“ kannst du denn da so empfehlen?

  2. […] Herr Gutjahr für diesen schönen Tagtraum. Ich mach mich jetzt mal auf in den täglichen Wahnsinn, werde aber […]

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