Facebook geht an die Börse. Einer der größten Börsengänge der IT-Geschichte überhaupt. Doch das Unternehmen hat ein Problem…


Wenn die Telekom an die Börse geht, klar geh ich da mit! Erinnern Sie sich noch? Damals, 1996, als Tatort-Kommissar Manfred Krug die T-Aktie und Hunderttausende Kleinanleger für dumm verkaufte? Wer damals 1000 Euro in die „Volksaktie“ gesteckt hat, hätte nach heutigem Gegenwert nur noch 600 Euro. Wer gar erst zur Ausgabe der dritten Tranche dabei war, könnte davon heute stolze 138 Euro sein eigen nennen. Der Krug geht solang an die Börse bis er bricht: New-Economy-Blase, Immobilien-Markt, spätestens die Bankenkrise hat den letzten Hobby-Kostolany um sein Erspartes gebracht.

Vergessen und abgeschrieben. Ein sympathischer kleiner Familienbetrieb aus Kalifornien macht sich jetzt hübsch fürs Börsenparkett: Facebook. Ein Ort, wo es keine Chefs und keine Angestellte gibt, keine Minister oder Wähler, nur Freunde. Eine Welt, in der wir virtuelle Freundschaften, Mafia-Clans oder Radieschen pflegen, wo man sich auf Knopfdruck mag und wo negative Kommentare auf Firmenseiten gerne mal wie von Geisterhand verschwinden.

Jetzt, wo Kasse gemacht werden soll, hat Facebook ein Problem – es lautet: Facebook. Rund 850 Millionen Freunde hat Netzwerk-Gründer Mark Zuckerberg um sich geschart und sich dabei stets einen Dreck darum geschert, wenn es um die Sorgen und Ängste der Nutzer ging. Datenschutz? Who cares! Privatleben? Das ist so 90er! Da werden ungefragt Adressbücher, Gesichter oder Beziehungsmuster ausgelesen. Das Ziel: Wachstum um jeden Preis. Bei Geld hört die Freundschaft auf, sagt man. Im Fall von Facebook ist es umgekehrt: Hier werden Freundschaften zu Geld gemacht und manchmal sogar auch gekauft.

Statt den Nutzern zu verraten, was sich so alles an Informationen über sie auf den Facebook-Servern anhäuft, bringt der blaue Riese seine Lobbyisten in Stellung. In Washington, Brüssel, London – jetzt also auch in Berlin, wo man mit PR-Profi Gunnar Bender einen einflussreichen Facebook-Flüsterer verpflichtet hat. Die Gefahr, dass die Politiker, die vom Internet keine Ahnung haben, noch ihr blaues Wunder erleben werden, ist alles andere als virtuell. Gut für die Aktionäre. Schlecht für die User. Deshalb: Wenn Facebook an die Börse geht, bleib ich daheim.

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6 Kommentare
  1. Pierre Dumaine schreibt:

    Würde mir wünschen bei Facebook Kunde und nicht Produkt zu sein. Der Börsengang heißt nur, dass wir noch mehr zum Produkt werden, noch mehr Macht über unsere Daten verlieren, denn wir müssen nun den Quartalszahlen genügen. Langsam zweifel ich daran, dass das bisschen Like-Button geklicke den Spaß noch wert ist.

    Ich hätte mir gewünscht das FB kostenpflichtig wird oder zumindest über ein Premiumangebot eine kostenpflichtige Option bietet. So ein Angebot könnte z. B. aus Werbefreiheit, der Garantie auf Datenschutz (in meinem Sinne) und etwas Webspace für das Sharen mit Freunden bestehen.

    Naja, was reg ich mich auf.

    • Florian schreibt:

      Hallo,
      @offtopic: Mit dem IPhone kaum noch zu lesen. Bitte die Schrift größer machen :-) Danke.

      • admin schreibt:

        @Florian – Wir bessern noch nach. Bis dahin: Halt das iPhone mal quer – dann liest es sich prima, find ich.

        • Florian schreibt:

          Erwischt :) bin so die Rotations-Sperre im Bett gewohnt.

          Danke!

  2. Christian schreibt:

    Hallo Herr „Slumblog-Visionär“- (wie kommt man auf so einen genialen Namen?:-)- ich teile Ihre Ansicht hier sehr! Freundschaften und Geld- jenes passte und wird niemals zusammen passen. Politiker werden wirklich noch Ihr blaues Wunder erleben,wenn sie darauf reinfallen & die User sich weiterhin gedankenlos und freiwillig zur Schlachtbank führen lassen. Böses Aufwachen garantiert- auch wenn es wohl noch ein paar Jahre und Aktienverluste dauern wird. Jedenfalls baut man ja schon fleissig neue Datensicherungs- Server am Polarkreis für uns. Eigentlich ein Armutszeugnis für den menschlichen Verstand- wenn man ihn doch mal benütze…

    Ich jedenfalls habe mir auch Gedanken zur Aktie gemacht& fleißig recherchiert-was einige User hier wohl auch interessieren würde: Wie kommt der kleine Mann überhaupt an die Aktie? Ganz so wie bei der Telekom ist es nämlich wirklich nicht. Wer es mal lesen& kommentieren will, kann das gerne hier tun: http://www.freizeitcafe.info/?p=5030

    Und Herr Gutjahr/ „Slumblog-Visionär“-weiter so!& liebe Grüße in die Welt hinaus-wo auch immer Sie gerade sind!

Willkommen!