ACTA, SOPA, PIPA – Papperlapapp. Noch nie war es so einfach, sein Ding zu machen. Man muss es nur tun.

Foto: Marcus Schuler

Menschen tun Dinge!

In Gesprächen werde ich immer wieder gefragt, warum ich mache, was ich mache. „Warum bloggst Du?“ – „Wer bezahlt das?“ – Wenn ich mit meinen Texten kein Geld verdiene, heißt es (vor allem von Journalisten-Kollegen), es ginge mir um Selbstdarstellung. Wenn mir dann aber Leser wie vor einem Jahr in Ägypten Geld für meine Berichte spenden, wird mir Profitstreben vorgeworfen. Dazu nur zwei Gedanken: Zum einen habe ich kein Problem damit, bezahlt zu werden. Zum anderen: Ja, ich möchte gelesen werden. Deshalb bin ich Journalist geworden.

Einen Punkt, vielleicht den wichtigsten von allen, lassen viele Kritiker gänzlich außeracht: Wir Menschen tun Dinge. Wir können gar nicht anders. Die digitalen Werkzeuge und Verbreitungswege über das Netz eröffnen uns völlig neue Möglichkeiten dazu. Seth Godin, der seinen Bestseller „The Idea Virus“ als eBook kostenlos ins Netz stellte, erklärt diesen Schritt im Dokumentarfilm „Press Pause Play“ mit den Worten: „I wasn’t trying to make money. I was trying to make a point“.

Bei der Entstehung neuer Werke spielt Technik seit jeher eine große Rolle. Ohne Buchdruck keine Reformation. Ohne (wohltemperiertes) Klavier kein Bach und später auch kein Mozart. Selbst Steve Jobs wurde Zeit seines Lebens nicht müde zu betonen, worum es ihm bei Apple wirklich ging: Eine Brücke zu schlagen zwischen Technologie und den schaffenden Künsten.

Profit als Mittel zum Zweck?

Profit nur als Mittel zum Zweck? Zumindest in manchen Fällen bin ich nicht abgeneigt, das zu glauben. Für einen meiner ersten Artikel in der Süddeutschen Zeitung habe ich Shigeru Miyamoto von Nintendo getroffen, den Erfinder von Donkey Kong und Super Mario. Der Japaner gab sich bescheiden, sagte, er fahre jeden morgen mit dem Fahrrad zur Arbeit. Ich hatte ihn gefragt, was für ihn Reichtum ist. „Reich zu sein bedeutet für mich, in der Lage zu sein, meine Ideen umzusetzen“.

Schöne Worte von Menschen, die vor Geld kaum noch laufen können? Vielleicht. Vielleicht sind diese Leute aber überhaupt erst in diese Position gekommen, weil sie in erster Linie an eine Idee glaubten und nicht an das Geld. Wenn an dieser Theorie etwas dran ist, vielleicht hilft es, sich einfach wieder mehr Gedanken zu machen über das, was uns motiviert, was uns antreibt, und nicht primär darüber, wie wir es vermarkten können.

Die Dokumentation „Press Pause Play“ in HD-Qualität gratis herunterladen

Kunst und Menschenrechte

Mit Kunst Geld zu verdienen sei kein Menschenrecht, zitiert Dirk von Gehlen („Mashup“) den Musiker Jonathan Coulton in einem hervorragenden Essay zur Urheberrecht-Debatte. Wenn die Plattenverkäufe zurück gehen, muss man sich eben etwas neues ausdenken, um seine Kunst zu finanzieren. Oder Investment-Banker werden.

Dass ein offenes Netz und Urheberschutz kein Widerspruch darstellt, beschreibt Christoph Keese in einem aktuellen Blogbeitrag sehr gut. Voraussetzung sei ein Umdenken der Verlage und Filmstudios. Weg von der künstlichen Verknappung von Musik und Filmen („Dieses Video ist in Ihrem Land aus urheberrechtlichen Gründen gesperrt“), hin zur einer zeit- und ortsunabhängigen Verbreitung durch faire und leicht bedienbare Bezahlmodelle.

Neue Wege

Beispiel: Musiker, wie der Isländer Ólafur Arnald, der seine Songs über die eigene Webseite zum Download anbietet. Beispiel: Filmemacher, die wie die Produzenten von „Press Pause Play“ ihr Werk gratis bzw. gegen freiwillige Spenden im Netz vertreiben. Der Independant-Überraschungshit „Margin Call“ mit Kevin Spacey, Demi Moore und Jeremy Irons wurde zeitgleich mit dem Kinostart als Video On Demand bei iTunes veröffentlicht. Die Schauspieler verzichteten auf ihre üblichen Gagen und ließen sich stattdessen am Umsatz beteiligen. Eine kluge Entscheidung. Wie das Branchenblatt Hollywood Reporter berichtet, kam es durch die simultane Veröffentlichung im Kino und Web nicht etwa zum befürchteten Kanibalisierungseffekt – im Gegenteil, der Low-Budget-Film erfuhr dadurch mehr Aufmerksamkeit und spülte über beide Vertriebswege gleichermaßen Millionen in die Kassen.

Je länger ich mich mit Urheberrecht, Vermarktung und Vertriebskanälen befasse, komme ich zu dem Schluss, dass weder die alten (Zwangs-) Verknappungs-Modelle, noch die reinen Gratis-Angebote den Königsweg darstellen. Die Idee eines Copyrights ist mit der digitalen Revolution nicht gänzlich gestorben. Konrad Lischka argumentiert gar, dass es Errungenschaften wie das Urheberrecht waren, die Autoren, Filmemacher und Künstler überhaupt erst in die Lage versetzten, von ihrer Kunst zu leben. Klar ist: Wir werden neue Kombinationen brauchen, so dass Kreative, Händler und Kunden am Ende auf ihre Kosten kommen. Technik kann uns dabei helfen. Wenn wir das wollen.

 

1 Buch – viele Erlösmodelle

Um diesen Worten auch Taten folgen zu lassen, will ich etwas ausprobieren: Ein Buch mit 50 ausgewählten Blogposts zum Thema Digitales Leben, die ich in den letzten beiden Jahren geschrieben habe. Ich habe mir Nächte um die Ohren geschlagen, um das alles in eine iPad- bzw. eReader-taugliche Form zu bringen. Der Clou: Wer will, kann sich die Text-Sammlung auch als gebundenes Taschenbuch drucken lassen, 136 Seiten für 9,99€.

Weil es Euch bestimmt interessiert, wie sich der Preis für das Buch, je nach Vertriebsweg, zusammensetzt, habe ich Produktionskosten und Gewinn für Euch grafisch aufgeschlüsselt:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wenn Ihr das Buch haben wollt, wählt das Modell, das Euch am besten gefällt:

eBook für iPad/iPhone 1,99 € (davon geht 1 € an mich)

iBook ext. Version inkl. Videos etc. (iPad + iBooks 2 only) 0,99 € (davon gehen 69 Cent an mich)

eBook für Kindle (ePub-Format) 1,99 € (davon geht 1 € an mich)

Taschenbuch (Print – über Amazon) 9,99 € (davon gehen 25 Cent an mich)

Taschenbuch (Print – über ePubli) 9,99 € (davon gehen 1,56 € an mich)

Über das Ergebnis werde ich selbstverständlich in einem meiner nächsten Blogposts berichten.

 

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44 Kommentare
  1. Vincent schreibt:

    Schade das man es sich nicht als PDF kaufen kann und das Geld komplett an den Autor geht ;).. werde es bestimmt kaufen, wahrscheinlich als iBook :)

  2. Blaubierhund schreibt:

    Super Sache. Kannst du dein Buch vllt. noch bei http://www.beam-ebooks.de/ anbieten. Ich will weder Apple noch Amazon noch reicher machen und halte Alternativen für wichtig.

Willkommen!