Berlin gilt als die heimliche Hauptstadt des Internets – doch haben die Kenner die Rechnung ohne die Bayern und den heimlichen Ober-Piraten gemacht: Horst Seehofer.

Berlin, die heimliche Hauptstadt des Internets. Wenn es eine Metropole in Europa gibt, die das Zeug hätte, es mit dem Silicon Valley in Kalifornien aufzunehmen, dann Berlin. Ob in den USA, Israel oder Russland, überall gilt Berlin als DIE Location schlechthin, um ein neues Startup zu gründen. „Das nächste Facebook kommt aus Berlin“ hört man sogar manchmal. Und mal ehrlich, Berlin hätte es bitter nötig, sich ein paar Dollar dazuzuverdienen.

Wenn Facebook in 2 Wochen an die Börse geht, ist das einer der größten Tech-Börsengänge aller Zeiten. Notorische Bausparer und Miesmacher sprechen dagegen von einer neuen Internet-Blase. Und da ist Berlin mit seinen Bubble-Tea-Bars, die dort wie Coffee-to-go-Ketten aus dem Boden schießen, genau das richtige Pflaster.

Ich weiß was Sie jetzt denken, und Sie haben Recht: Warum Berlin und nicht München? Vielleicht hat es damit zu tun, dass bei uns die FDP im Parlament sitzt und (noch) nicht wie im Berliner Senat Abgeordnetenhaus die Piraten. Aber die CSU hat das Defizit an ihrer Seite erkannt und handelt: Um den Piraten den Wind aus den Segeln zu nehmen, fährt Kapitän Seehofer schwere Geschütze auf: Der CSU-Chef hat zur großen Internet-Party ins nie-so-wirklich-hippe P1 (= Pirat No.1) geladen. Er wolle seine Facebook-Freunde „persönlich kennen lernen“. Wie das Politik 2.0 (gnihihi!)-Referat der Christsozialen stolz betont, habe der Boss persönlich die Einladung auf seiner Facebook-Seite verbreitet. Sogar die Anmeldung erfolge direkt und ohne Ausdrucken über das soziale Netzwerk. Verhext!

Nun wissen wir alle, wie solche Facebook-Partys manchmal enden können. Nach dem Vorfall bei der Schülerin Thessa, deren Wohnhaus einst von Tausenden ungebetener Partygäste überrannt wurde, hatten Union-Politiker gefordert, Facebook-Parties unter Strafe zu stellen. Vielleicht droht Seehofer mit seiner Sause ja das gleiche Schicksal wie Thessa, was den nützlichen Nebeneffekt hätte, dass man nicht länger überlegen müsste, ob man den hässlichen Nazi-Bau an der Prizregentenstraße 1 endlich abreißen soll.

Ich verabschiede mich an dieser Stelle erstmal nach Berlin, wo ich für die ARD auf der re:publica (nein, liebe Journo-Kollegen, keine „Bloggerkonferenz“!) sprechen und ein bisschen Werbung für mein kleines Late-Night-Projekt rundshow im Bayerischen Fernsehen machen darf (das Internet berichtete). Vielleicht sehen wir uns ja dann alle am Dienstag beim Horstl. Bringen Sie Ihre Freunde mit!

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5 Kommentare
  1. Stadtneurotiker schreibt:

    Schön ist das Haus der Kunst nicht.
    Aber wegen einer Seehofer-Party im benachbarten Keller muss man es nicht abreißen.

  2. Nico schreibt:

    Kleine Anmerkung: Der berliner Senat ist die Landesregierung, in der sitzen die Piraten bisher leider nicht. Das gesuchte Wort lautet „Abgeordnetenhaus (von Berlin).“

    • Richard schreibt:

      Weia. Danke, ich besser es aus. #meaculpa

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