Noch nie haben Sportler, Journalisten und Fans soviele Skandale produziert wie in diesem Sommer. Zeit, dass Twittern endlich olympisch wird!

Syrien und Eurokollaps müssen warten. Es ist Olympia, da muss man Verständnis haben. Wie Ihr vielleicht wisst, habe ich mit Sport nicht viel am Hut. Laufen, Schwimmen, Rudern. Na und? Irgendwer gewinnt ja immer. Ein Medaillenträger ist zufällig im gleichen Land wie ich zur Welt gekommen? Bravo. Ich war mal mit einer Schwimmerin zusammen, die hatte Schultern wie Batman. Und auch seine Stimme. Wenn sie morgens und am Nachmittag ihre Bahnen zog, hockte ich vor meinem Commodore 64 und spielte Summer Games bis der Joystick glühte. Das war noch echter Sport!

Nichts gegen die Antike. Aber heute, im Digitalzeitalter, sind nun mal andere Qualitäten gefragt als Kunstturnen oder Bogenschießen. Twittern zum Beispiel. Hier besteht dringend Handlungsbedarf. Habt Ihr das gelesen? Wegen einer 140-Zeichen-Beleidigung des gegnerischen Teams aus Südkorea ist ein Schweizer Fußballer aus dem Olympia-Kader geflogen. Eine griechische Dreispringerin durfte wegen einer rassistischen Äußerung auf Twitter erst gar nicht nach London anreisen.

Google-Stoßen wird olympisch

Aber auch Fans und Berichterstatter stehen bei diesen Spielen verstärkt unter Beobachtung. Ein 17jähriger Engländer bekam diese Woche Besuch von der Polizei, weil er mit einem Tweet einen britischen Schwimmstar verunglimpft hatte. In einem anderen Fall wurde das Twitter-Konto eines amerikanischen Journalisten gesperrt. Kein Doping. Schlimmer: Er wurde des öffentlichen Pöbelns überführt.

Wahrhaftig, es wird Zeit, dass die Spiele digital werden! Twittern wäre dann endlich olympisch, daneben Googlestoßen*, iPaddeln* oder der Zehnfinger-Kampf*. Auch mit diesem Loser-Spruch „Dabei sein ist alles!“ wäre Schluss. Mit einer schnellen Netzverbindung könnten die Teilnehmer bequem von zuhause aus gegeneinander antreten. Damit es dabei auch fair zugeht, müssten die Athleten regelmäßig Datenproben abgeben. Vor den Wettkämpfen ist die Einnahme leistungssteigernder Substanzen (Pizza, Cola, Red Bull) strengstens untersagt. Bei Zuwiderhandlung droht Internetsperre für zwei Jahre. Am Ende scheitert meine Vision der Digitalen Spiele aber immer wieder an einem Problem: Das Olympische Feuer will einfach nicht durch diese dämliche Firewall!
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* die Ideen zu diesen großartigen Disziplinen lieferten  @ragnarh – @r_bruehe und @MedientanteMT – Ihr seid krank. Vielen Dank dafür!

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4 Kommentare
  1. Oh man, ist Summer Games wirklich schon mehr als ein viertel Jahrhundert alt? Jetzt fühle ich mich gerade mal wieder richtig alt.

    Aber Danke für das Video … hätte nicht gedacht, dass ich Summer Games jemals wieder zu sehen bekomme. Allerdings fand ich die Grafik damals beeindruckender als heute ;-)

    • Richard schreibt:

      Face it: Unsere besäten Jahre liegen hinter uns.

  2. Christian schreibt:

    Klar-Olympia ist schön & toll – das haben wir aber auch alles selbst bezahlt diese tolle Übertragung gepaart mit ordentlich Social-Media. Getwittert wird wie verrückt & man will auch nichts verpassen… allein deshalb & mit dem Einsatz dieser tollen neuen Techniken kommen diese Skandale ja erst ans Licht(war früher schwieriger)- die Summer Games auf meinem C64/später Amiga 500 habe ich übrigens auch gespielt(unvergesslich) :-)

    Dennoch muss ich auch mal meckern:
    Über die drohende Pauschale, die nicht durch die tolle Technik überschattet werden darf. Haushaltsabgabe überteuert & unfair: Nein Danke! Da kommen so Aktionsbündnisse gegen die geplante Haushaltspauschale wie im hessischen Dieburg gerade recht. Wie sehen Sie diesen Widerspruch?

    • Richard schreibt:

      Ich kann die Folgen einer Haushaltsabgabe nur schwer einschätzen. Als (freier) Mitarbeiter einer ö.r. Anstalt (Bayerischer Rundfunk) profitiere ich natürlich davon. Alles in allem bin ich ein Verfechter des ö.r. Systems. Ich möchte nicht nur durch RTL und SAT1 Nachrichten informiert sein. Auch die Frage der Plattform (TV, Web oder App) sollte keine Rolle spielen. Eine Begrenzung der Aufgaben/Themen scheint mir der richtige Ansatz zu sein.

Willkommen!