Für Microsoft ist heute ein wichtiger Tag, viele sprechen sogar von einem Tag, an dem sich die Zukunft des gesamten Unternehmens entscheiden könnte. Heute kommt Windows 8 weltweit in die Läden. 

Anders als bei früheren Windows-Versionen bleibt bei diesem Upgrade kein Pixel mehr auf dem anderen. Mit seinem neuen Betriebssystem setzt Microsoft  alles auf eine Karte – oder sollte man besser sagen: auf eine Kachel?

Weil immer weniger Menschen PCs kaufen und stattdessen lieber zu Smartphones und Tablet-Computern greifen, hat das Unternehmen aus Redmond seine gesamte PC-Oberfläche Touchscreen-optimiert. Große, Wurstfinger-freundliche Kacheln überziehen den Bildschirm, ersetzen die winzigen Ordner und Icons, mit denen wir alle aufgewachsen sind. Jede Kachel steht für ein Programm (neudeutsch: App), ein Ordner oder Dokument, das man in Zukunft mit dem Finger öffnen soll.

Es ist der Anfang vom Ende des PCs wie wir ihn kennen, es ist das Ende der Computermaus. So radikal wie Microsoft hat bislang noch kein Unternehmen auf den Beginn der Post-PC-Ära reagiert. Die Wette lautet: Bald werden alle PCs mit berührungsempfindlichen Bildschirmen ausgestattet sein, ähnlich wie beim Bankautomaten oder eben bei den Tablets. Wer dazu passend die beste Betriebsoberfläche bietet, gewinnt.

Für Microsoft eine riskante Wette, vielleicht aber tatsächlich die einzige Überlebensstrategie. Der Software-Gigant hatte in den vergangenen Jahren eine Innovation nach der anderen verschlafen: das Internet, den Suchmaschinen-Markt, auch bei den Smartphones und Tablet-Computern lief man der Konkurrenz nur hinterher.

Dieses Jahr dann ein Moment mit Symbolcharakter: Apple, ausgerechnet Apple, zog auf dem Börsenparkett am ewigen Spitzenreiter Microsoft vorbei. Und das obwohl der einstige Erzrivale vor 15 Jahren vor dem Bankrott stand und nur – oh Ironie! – durch eine Geldspritze von Microsoft gerettet werden konnte.

Heute steht Microsoft selbst vor der Schicksalsfrage: Gelingt dem Unternehmen mit Windows 8 der erhoffte Befreiungsschlag, oder werden von nun an die Apples, die Googles, die Amazons die digitale Zukunft bestimmen? Das Pokerspiel um die Vorherrschaft auf unseren Bildschirmen nähert sich einem weiteren Showdown. Und weil die Einsätze mit jeder Runde höher werden, geht Microsoft jetzt „all in“. Die Kacheln liegen auf dem Tisch. Wir wollen sehen.

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13 Kommentare
  1. J. Schneider schreibt:

    Interessanter Aspekt. Wenn sich die Touchscreens durchsetzten und die Bildschirme verschwinden, hat das auch wieder große Auswirkungen auf das WebDesig. Ich bin gespannt, in wieweit dann selbst Suchmaschinen Ihre Algorithmen anpassen und nur noch Tablet und Touchscreen freundliche Seiten nach oben stellen. Ich kann mir auch vorstellen, dass Unternehmen, besonders im KMU-Bereich noch sehr lange an PCs festhalten werden. Let´s see who wins the bet!

  2. Markus Hiereth schreibt:

    Hallo Richard, eigentlich sind Windows8, Windows7, WindowsVista, allesamt als Unthemen, weil Betriebssysteme doch den Computer nichts neues mehr beibringen. Oder irre ich? Trotzdem hier ein substanzieller Gedanke: Wieso sollte man bei einem stationären Computer oder Notebook die Benutzung dem Mobiltelefon annähern? Was bringt es, mit mehr oder weniger knubbeligen Fingern auf dem Bildschirm herumzutapsen? Daten sind mit nichts anderem schneller einzugeben als an einer Tastatur und die Steuerung von Eingabepunkten geht am besten, wenn das entsprechende Gerät – Touchpad, Maus, Trackball – in der Nähe der Tastatur ist. Viele Grüße Markus

    • Richard schreibt:

      Guter Punkt. Ich wette, da sitzt schon irgendwer dran ;-)

      • Markus Hiereth schreibt:

        Ich lese sanften Spott: Egal, ob es Sinn macht oder nicht: „Da sitzt schon einer dran.“ Dieser sanfte Spott würde uns verbinden. Und er rechtfertigte durchaus als Haltung „Windows 8, da setz‘ ich mich drauf.“
        Aber kann ein Medienmensch sich das leisten? Tatsächlich war diese Woche auch auf dem von mir geschätzten Radioprogramm von Bayern 2 zu hören, ‚Windows 8 ist heraus. Es gibt keinen Startbutton mehr.‘ Vielleicht wird morgen gemeldet, wo er hingekommen ist :-) .

    • Lars schreibt:

      Ich nutze Windows 8 auf meinem Firmennotebook schon seit ca. Anfang September und man kann auch ganz gut mit Maus und Tastatur arbeiten. Der Desktop ist ja nicht weg, sondern funktioniert noch genau wie vorher. Für Poweruser ist eigentlich die einzige Änderung, dass das Startmenü durch den neuen Start-Screen ersetzt wurde; sobald man aber – wie bei Windows 7 – anfängt den Programmnamen einzutippen, wird wieder automatisch nach dem Programm gesucht.
      Insgesamt ist Windows 8 für die erste Woche etwas gewöhnungsbedürftig – danach erscheint das aber nicht mehr ungewöhnlich. Ich erwische mich mittlerweile dabei, dass ich an Windows 7 Rechnern die Kacheln und den neue Start-Bildschirm vermisse…

    • Bernd schreibt:

      Also ich glaube, dass Win8 definitiv ein richtiger Schritt in die Zukunft sein wird.
      Auch wenn Markus oben bemängelt „dass man mit knubbligen Fingern am Bildschirm rumtapsen muss“ sehe ich halt selber am Unterschied zwischen Tablet (oder Smartphone) und Desktop PC dass die Bedienung mit Maus irgendwie eine „Krücke“ ist. Ich hoffe, dass es mit Win8 auch zu neuen Bedienkonzepten für den klassischen Desktop PC kommen wird – eine Möglichkeit wäre sicher ein Grafiktablet anstelle der Maus – denn VOR mir am großen Bildschirm „herumzutapsen“ halte ich auch für sehr unangenehm.
      Wenn dann noch eine Möglichkeit gefunden wird, am Grafiktablet die Position der Finger VOR der Berührung zu erkennen und am Bildschirm irgendwie anzuzeigen sollte eigentlich auch der klassische Desktop die Bedienungvorteile von Win8 effektiv nutzen können. Also ich bin da gespannt wie sich Win8 auswirkt – die bisherigen Rückmeldungen sind ja generell eigentlich fast immer positiv und, wie gesagtn dass ich derzeit am kleinen Smartphon ein besseres Bedienungsgefühl habe als am großen Desktop ist ja irgendwie fast absurd.

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