Die Zukunft zappelt und ist mobil, und das möglichst bitte in Echtzeit. Für alle Apple-Fans hat Logitech eine neue, mörder-schicke Livestream-HD-Kamera (Amazon Afiliate Link)* rausgebracht. Die Frage nur: Taugt sie was?

big-logitechIch habe es schon oft gesagt und ich sage es wieder: Die Zukunft gehört den mobilen Geräten sowie dem Bewegtbild. Alle Statistiken verzeichnen in den letzten Jahren ein extremes Wachstum beim Datenverkehr via Smartphone und Tablet. Der Großteil davon ist auf die zunehmende Beliebtheit von Videos zurückzuführen, die heute bereits über die Hälfte des gesamten Datentransfers ausmachen. Einer Cisco-Studie zufolge wird sich der weltweite Videodatenverkehr bis zum Jahr 2016 verfünffachen (PDF-Download).

Eine geht noch

Logitech hat den Trend erkannt und eine Kamera speziell für iPhone, iPad und Mac herausgebracht, die Livestreams in HD-Qualität via UStream überträgt. Ich weiß was Ihr jetzt denkt – und Ihr habt ja recht: NOCH eine Kamera, wo das iPhone ja schon 2 davon hat? Als ich das gehört habe, habe ich das Gerät natürlich sofort unter die Lupe nehmen müssen, und zwar nicht etwa zuhause „unter Labor-Bedingungen“, sondern dort, wo’s weh tut: in der Praxis vor Ort bei unbekannter WiFi-Leistung.

Damit wären wir auch schon beim ersten K.O.-Kriterium: Die Kamera funktioniert nämlich nur in WLAN-Netzen, die über eine Upload-Geschwindigkeit von mindestens 2 Mbit/s verfügen. In manchen Cafés oder bei Großevents ist die Datenübertragung gedrosselt oder dermaßen überlastet, dass man HD-Videographie in Echtzeit knicken kann. Merke: Die beste Kamera hilft nichts, wenn das Signal am Ende nicht durch das lästige Daten-Nadelör passt.

Der Praxis-Test

Für den Test habe ich meine Stamm-Kneipe an der Hafenpromenade von Tel Aviv gewählt. Hier sitze ich oft, um zu bloggen. Wie fast überall in Israel gibt es hier freies, unverschlüsseltes WiFi. Die Frage nur: wird das Netz ausreichen für einen Livestream in HD-Qualität?

Beginnen wir mit dem Äußeren. Die Logitech-Kamera hat ein Hammer-Design!

logi2Geliefert wird sie in einer schwarzen etwa Red-Bull-großen Hartplastik-Dose, die sowohl als Reiseverpackung wie auch als Stativ dient. Hier haben sich die Logitechniker selbst übertroffen!

Die Kamera selbst wird über einen Magnet, der auf einer Art Halbkugel sitzt, am Dosen-Deckel befestigt und kann dort durch eine entsprechende Ausbuchtung wie auf einem Stativkopf geschwenkt werden – ca. 30 Grad nach oben und unten sowie 360 Grad seitlich.

Die Verbindung zu iPhone & Co

Nach dem Einschalten sucht die Kamera nach WiFi-Netzwerken. Da das Gerät selbst über keine Tastatur verfügt, wird die Passwort-Eingabe über den Mac bzw. das iDevice erledigt: Nach der Einwahl generiert die Logitech-Broadcaster-Software (kostenlos im App Store) auf dem Mac-/iPhone/iPad-Display einen QR-Code mit den entsprechenden Geräte- und Einwahl-Infos. Nun hält man die Linse vor dieses Pixel-Muster, drückt eine Taste und die Kamera ist mit dem jeweiligen Gerät via WLAN verbunden.

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Ab jetzt ist man mit der Kamera komplett unabhängig. Durch zwei Tasten an der Kamera (Modus und Aufnahme) lassen sich Video oder Fotos auf den Mac bzw. das iDevice übertragen und dort abspeichern. Oder aber man wählt den direkten Broadcast über Ustream ins Internet. Das funktioniert bei mir auf Anhieb und ohne Komplikationen (siehe Film).

Überhaupt: Das Zusammenspiel aus Hard- und Software ist genial. Die Kamera lässt sich sowohl über iPhone, iPad als auch Mac fernsteuern. Sprich: Man kann die Kamera etwa bei Konferenzen in der ersten Reihe platzieren und diese dann von seinem Sitzplatz aus von jedem Punkt im Saal ansteuern – solange man sich im selben Funknetz befindet.

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Punktabzug

Das klappt natürlich nur so lange, bis der Saft alle ist. In meinem Test ging der Kamera-Akku nach knapp 70 Minuten in die Knie. Das Gerät wird mit zwei Kabeln geliefert, einem USB- und einem Netzstecker. Beide dienen dazu, die Cam entweder über den Mac oder aus der Steckdose mit Energie zu versorgen. Da die Batterie fest verbaut ist, fällt die Lösung über einen zweiten Akku flach. Das Aufladen des Akkus dauerte bei mir etwa 1-2 Stunden.

Wozu sich der Logitech-Broadcaster auch eignet: Zur Aufzeichnung von Video-Podcasts mit 2 Kameras. So lassen sich beispielsweis die integrierte Facetime-Kamera des iPhones oder iPads (bzw. Macs) mit dem Logitech-Kamerabild in einem Splitscreen kombinieren oder auch einzeln als Vollbild ansteuern. Nicht zu früh freuen: Diese Funktion steht nur bei Aufzeichnungen zur Verfügung – NICHT bei Live-Übertragungen via Ustream.

Fazit

Die Kamera eignet sich für alle, die viel auf Konferenzen oder Barcamps unterwegs sind und von dort aus via iPhone/iPad/MacBook streamen wollen. Auch für Video-Podcaster, die eine zweite Kameraeinstellung anbieten wollen, kann ich den Logitech Broadcaster empfehlen. Die Verzahnung mit der Mac- bzw. iOS-Umgebung ist fantastisch. Die Aufzeichnungen sind kompatibel mit iMovie, natürlich lässt sich das Gerät auch für Skype oder Google-Hangouts einsetzen. Das Design ist schick und durchdacht. Punktabzug beim Akku: 90 Minuten sind nicht schlecht, in der Praxis aber deutlich zu knapp. Mehr Infos auch bei Amazon (Partner Link).

Pro

  • todschickes Design – hoher Prahl-Faktorlogi1
  • gute Bildqualität
  • akzeptabler Mono-Ton über eingebautes Mikrofon
  • externer Mikrofon-Eingang (!)
  • praktischer Reise-Behälter, der als Stativ dient
  • plug & play – gute Integration von iPhone, iPad & Mac

Contra

  • teuer vgl. mit anderen Webcams
  • Akkulaufzeit (max. 90 Minuten) und fest verbaut
  • Apple-gebunden

* Disclaimer: Amazon-Partner-Link. Ich habe mir die Kamera von Logitech direkt kommen lassen, weil diese bis vor kurzem noch nicht in Deutschland erhältlich war. Das Testgerät habe ich heute mit Veröffentlichung dieses Blogposts wieder zurückgeschickt.

 

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6 Kommentare
  1. Wolf schreibt:

    Schönes Teil und wunderbar präsentiert. Sicher gibt es die Cam langfristig auch für andere Betriebssysteme. Den fest eigebauten Akku sehe ich allerdings als riesigen Nachteil. Dessen geringe Kapazität erfordert häufiges Nachladen oder dauerhaften Netzanschluss. Beides garantiert einen schnellen Akku-Tod und somit die, vom Hersteller erwünschte künstliche Obsoleszenz.
    Wer nicht das handwerkliche Geschick hat, das Gerät zum Akkutausch zu öffnen, besitzt nach spätestens zwei Jahren extrem gut aussehenden Elektronikschrott.
    Schade.

  2. Wolfert1966 schreibt:

    Danke für den Test! Super Video, Top Qualität!
    Dennoch tut sich bei mir eine Frage auf:
    Die Frame Rate scheint mir doch etwas wenig zu sein, oder irre ich mich da? Das Video das sie gepostet haben hat doch niemals HD TV bzw. Videocam Geschwindigkeit? 25 Frames sollten es mindestens sein, scheint aber nicht der Fall zu sein? Oder ist das bei lokal gepeicherten Videos besser? Ziel ist doch 30 Frames zu erreichen?
    Danke für ihre Antwort und für den ausführlichn Test!

    • Richard schreibt:

      Die 25 Frames werden bei der Aufzeichnung (auf iPad / iPhone / Mac) in H.264 erreicht – nicht aber beim Livetstreaming über UStream. Von dort habe ich mir im Nachhinein einen Flash-Film heruntergeladen und dann zurück in ein .mov File gewandelt, um es mit FCP bearbeiten zu können. Das Resultat siehst Du im Video – was davon dem schwachen WLAN-Netz vor Ort zuzuschreiben ist, kann ich nicht sagen.

Willkommen!