Amazon-FireTV

Die Welt am Vorabend eines Flächenbrandes. Nicht Russland. Nicht die Krim. Ein Kampf um die Zukunft der Medien. Dieser Krieg wird nicht allein virtuell über Bildschirm geführt. Es ist ein Krieg um den Bildschirm. Der Kriegsschauplatz: unser Wohnzimmer.

Amazon hat diese Woche die Hosen runtergelassen und eine eigene TV-Box präsentiert. Damit ist das eingetreten, was ich schon seit Jahren auch in diesem Blog prophezeie: Die großen Player, also Apple, Google, Facebook, Amazon sowie Microsoft wollen den weltweiten Fernsehmarkt umkrempeln. Nachdem die Claims auf den kleinen, mobilen Screens unserer Smartphones und Tablets weitestgehend abgesteckt sind, beginnt jetzt die Schlacht um den großen Bildschirm bei uns zuhause an der Wand.

Kein Medium ist so weit verbreitet und zugleich so mächtig wie das Fernsehen. Daran hat auch das Internet bislang wenig geändert. Mit keinem anderen Medium wird so viel Geld bewegt, wie im TV-Business. Kein Medium wird regelmäßiger und länger konsumiert, als Fernsehen. Jeder Deutsche schaut im Schnitt vier Stunden täglich fern – vier Stunden! Noch bevor Staatsmänner oder Diktatoren Twitter oder YouTube abschalten, bemächtigen sie sich der Fernsehsender. Wer das Fernsehen kontrolliert, kontrolliert die Massen. Die Causa Brender zeigt, dass nicht einmal funktionierende Demokratien vor den Begehrlichkeiten der Mächtigen gefeit sind.

Das Erfolgsgeheimnis von Fernsehen ist simpel: Zum Fernsehen benötigt man keinerlei Vorbildung. Weder muss man lesen noch schreiben können, man drückt auf einen Knopf und das Gerät läuft. In Zukunft soll Fernsehen sogar noch einfacher werden: ein Kasten, der sich wie von Geisterhand unseren Programmwünschen anpasst, ohne dass wir mit unverständlichen Gebrauchsanleitungen oder Bildschirmmenüs belästigt werden; das perfekte Zusammenspiel aus Hardware, Software, Inhalten und Big Data.

 

 

Amazon Fire TV ist ein kleines Kästchen, das man mit seinem Fernseher verbindet, um damit Filme, TV-Serien, ja, sogar Videospiele abzurufen. Der Witz: Amazon verfügt nicht nur über eine gewaltige Videothek. Über ein ausgeklügeltes Empfehlungssystem weiß Amazon auch, was uns gefällt, noch bevor wir das selbst wissen. Aufgrund unseres Sehverhaltens lernt das Gerät, welche Genres, Serien oder Schauspieler wir mögen.

Sobald wir uns für einen Film entschieden haben, beginnt das Programm auch schon zu laufen. Der Trick: das Gerät ahnt voraus, was wir vermutlich auswählen werden und lädt den Film bereits im Hintergrund für uns in seinen Zwischenspeicher.

Auch Apple, Google und Microsoft arbeiten mit Hochdruck an neuen Wegen, das Fernsehen noch intuitiver, noch komfortabler zu machen. Egal, wer am Ende das Rennen macht. Fakt ist: im Fernsehmarkt wird in den nächsten Jahren kein Stein mehr auf dem anderen stehen. Mit Amazon Fire TV macht der Online-Versandhändler Mitbewerbern wie Platzhirschen gehörig Feuer unter dem Hintern.

Was meint Ihr – Wie es wohl weitergeht? 

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12 Kommentare
  1. Martin Blankemeyer schreibt:

    „Feuer unter dem Hintern“ würde Amazon höchstens dann machen, wenn man das Ding auch (in Deutschland) kaufen könnte. Da ist ihnen aber Google deutlich voraus. Chromecast ist seit ein paar Wochen erhältlich und bei mir seither (trotz aller unerfüllten Wünsche/fehlenden Features) quasi täglich im Einsatz. Merke: nicht Ankündigungen, sondern echte Umsetzung ändert wirklich Gewohnheiten…

    • Richard schreibt:

      Word. Bin wie Thomas (oben) gespannt – was Apple als nächstes auf den Tisch legt.

  2. Thomas schreibt:

    Apple wird sicherlich in den nächsten Monaten ein verbessertes Apple TV vorstellen, das auch Apps und Spiele unterstützt. Der Termin der Vorstellung hängt vermutlich von passenden Content-Verträgen in den USA und der möglichen Zusammenarbeit mit einem Kabelnetzbetreiber ab. Die Entwicklung oder besser Portierung von Spielen auf das Apple TV könnte auf der WWDC im Juni gestartet werden. Mit MS Office für iOS und Apple iWorks könnte diese Maschine dann auch kleine PCs ersetzen.

    In Deutschland ist die Situation beim Content anders. Das ÖR-Fernsehen benötigt (noch) keinen zusätzlichen Verbreitungskanal. Das Privatfernsehen wird sich eher für alternative Verbreitungswege interessieren. Ob Kabelnetzbetreiber hierzulande an den Geräten Interesse haben, kann ich nicht beurteilen.

    Ein anderer Aspekt ist, daß der Kampf um den (großen) Wohnzimmer-Fernseher vielfach noch innerhalb der Familien läuft. Was schauen wir zusammen? Oder schaut jeder jetzt immer allein sein Lieblingsprogramm? Ist die Einführung dieser TV-Boxen gesellschaftlich vergleichbar mit der Einführung des Privatfernsehens?

Willkommen!