SXSW_2013_LogoIm Kampf gegen die totale Überwachung gibt es Menschen, die sich den US-Geheimdiensten widersetzen. Vor einem Jahr stand das FBI vor der Tür von Lavabit-Gründer Ladar Levison und verlangte Zugriff auf die E-Mails seiner 400.000 Kunden. Aus Protest machte Levison seinen E-Mail-Dienst dicht. Jetzt schlägt der Texaner zurück und gründet dmail mit einem d wie dark.

NSA-IV

Auf dem ersten Blick ist Ladar Levison ein unscheinbarer Typ. Klein, leicht untersetzt, mit seiner schwarz umrandeten Brille ein Geek wie er im Buche steht. Doch ihn zu unterschätzen, wäre ein großer Fehler – der 33-Jährige hat es faustdick hinter den Ohren.

Letzten Sommer, als Edward Snowden im Transitbereich des Moskauer Flughafens festsaß, standen FBI-Agenten vor Levinsons Tür in Texas. Der Grund: Snowden benutzte Levinsons verschlüsselten E-Mail-Dienst, um mit Journalisten zu kommunizieren. Snowdens Adresse: edsnowden@lavabit.com.

Es war nicht das erste Mal, dass Ladar Levison vom FBI kontaktiert wurde. Wann immer es um die Verfolgung eines Straftäters ging, kooperierte er mit den Behörden und gab die gewünschten Informationen weiter, zum Beispiel im Zusammenhang mit einem Fall von Kinderpornographie.

Doch dieses Mal war anders. Ein sog. sollte ihm offenbar den Mund verbieten. Um was es genau ging, darüber darf Levison bis heute nicht reden. Hinzu kam die Aufforderung, nicht nur einen – sondern die Passwörter sämtlicher Nutzer seines Dienstes auszuhändigen. „Sie sagten: Gib uns Deine Schlüssel und vertrau uns!“, so Levison (s. Interview).

Der Texaner zog vor Gericht, versuchte zu erreichen, lediglich den E-Mail-Account der betroffenen Zielperson zu öffnen (Anmerkung: Die entscheidenden Seiten hierzu sind geschwärzt). Die Behörden aber verlangten offenbar Zugang zu den Konten sämtlicher 400.000 Lavabit-Kunden. Nachdem das FBI versicherte, die Daten nicht zu missbrauchen, urteilte der Richter zugunsten der Ermittler (die Prozess-Akten ).

Widerwillig überreichte Levison den benötigten SSL-Key – in Form eines Papier-Ausdrucks: 11 Schreibmaschinen-Seiten in 4 Punkt-Schrift. Das FBI fand das offenbar gar nicht witzig. Man reichte VigRx Plus Beschwerde ein, verlangte die Übergabe des Zugangscodes in Form einer „brauchbaren elektronischen Kopie“. Bei Zuwiderhandlung müsse Levison für jeden Tag, den er verstreichen lasse, 5000 US-Dollar Strafe zahlen.

Levison schloss Lavabit 3 Tage später.

Heute arbeitet der 33-Jährige gemeinsam mit den Gründern von Silent Mail an einem Nachfolge-Service, der sog. . Ziel ist die Programmierung einer neuen Generation von E-Mail-Kommunikation mit integrierter End-zu-End-Verschlüsselung. Dafür haben die Programmierer Privat-Spenden in Höhe von 200.000 US-Dollar eingesammelt. Der dunkle E-Mail-Dienst soll in Kürze ans Netz gehen.

Ladar Levison ist schwer zu greifen. Eine offizielle E-Mail-Adresse hat er nicht. Ans Telefon geht er nur, wenn er die Nummer kennt. Am Rande der SXSW ist es mir gelungen, ihn für ein Interview zu gewinnen – direkt im Anschluss an die Live-Übertragung von Edward Snowden aus Moskau:

 

 

Laterpay-Logo Kostenpflichtiges Bonusmaterial:

Hier könnt Ihr das Transkript des Interviews abrufen, in Original-Englisch oder in deutscher Übersetzung. Daneben habt Ihr die Möglichkeit, mit nur 2 Klicks ein Set mit 10 hochauflösenden exklusiven Fotos aus Bluffdale und dem NSA-Datencenter zu kaufen. 

 

In der Recherche-Reihe “THE FARM” sind bislang erschienen:

Teil 1: 

Teil 2: 

Teil 3: 

Teil 4: 

Teil 5: 

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4 Kommentare
  1. […] other example that comes to mind is Lavabit Ladar Levison, same exact situation as me, no one to answer to, no shareholders, no legal department. It seems […]

  2. Fabian schreibt:

    Danke für den interessanten Einblick, vor allem für die detaillierte Geschichte hinter der Schließung von Lavabit.
    Gibt es noch einen längeren Teil des Interviews? Bzw. ist das Transskript länger, als das, was im Video vorkommt?

Willkommen!