Lässt sich mit Micropayment Geld verdienen? Vor einem Monat habe ich das neu entwickelte WordPress-Plugin von LaterPay in meinem Blog installiert. Dadurch können mich meine Leser jetzt für ausgewählte Inhalte bezahlen. Pünktlich zur re:publica gibt es heute einen ersten Kassensturz.

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Vor einem Monat habe ich damit begonnen, mit meinem Blog Geld zu verdienen. Nicht durch Bannerwerbung, nicht durch den Verkauf von Nutzerdaten – sondern durch den Verkauf der Inhalte selbst – gegen Geld. Die Frage lautete: Würden meine Leser für meine Texte, Fotos oder Videos zahlen, wenn ich ihnen die Möglichkeit gebe, auch wirklich nur das bezahlen zu müssen, was sie tatsächlich nutzen und wenn der Bezahlvorgang selbst schnell und unkompliziert ist?

Um das herauszufinden habe ich mich mit dem Münchner Startup LaterPay zusammengetan*. Entstanden ist ein WordPress-Plugin, das Bloggern und Verlagen Micropayment-Verkäufe ab 5 Cent ermöglicht. Genaueres zu dem System erfahrt Ihr hier.

Pünktlich zur re:publica habe ich Kassensturz gemacht und mir mal angesehen, was mir die LaterPay-Angebote in meinem Blog in den letzten 4 Wochen so eingebracht haben. Von 11 Blogartikeln im Zeitraum waren 6 komplett gratis. 4 Artikel waren angereichert durch Zusatz-Inhalte, die meine Leser bezahlen mussten (Free to Read + Bonus-Inhalte). 1 Artikel war von der ersten bis zur letzten Zeile nur gegen Bezahlung abrufbar (Pay per Use).

laterpay-conversion

Das erste Fazit

  • Mein erster Artikel seit Einführung von LaterPay („Besuch des NSA Daten Centers„) hat im Zeitraum vom 27. März bis 30. April 77 Euro gebracht. Der jüngste Pay-Artikel („Twitter-Tipps„), der gerade mal eine Woche im Netz steht, hat im Zeitraum vom 24. April bis 30. April 21 Euro eingespielt.

Nicht die Welt, ich weiß. Man muss aber auch sehen: Das waren gerade mal die ersten 4 Wochen, eine Zeit, in der mein Blog zeitweise nur eingeschränkt zu erreichen war, weil entweder der Server hing oder aber irgendein Bug behoben werden musste (wir sind noch Beta).

  • Löst man sich von der reinen Summe und betrachtet stattdessen die Conversion-Rate, dann stellt man Erstaunliches fest: 7,1 Prozent derjenigen, die im Gesamtzeitraum den Teaser zu einem der Zusatzangebote von „Besuch des NSA Centers“ betrachteten, haben „zugegriffen“ und das Bonusmaterial gekauft.

 

Jetzt mag man sagen, gut, das war vermutlich der Tatsache geschuldet, dass es sich um das allererste Pay-Angebot handelte und dieser Blogartikel entsprechend viel Aufmerksamkeit erfuhr. Dagegen spricht, dass auch der jüngste LaterPay-Blogpost, der lange nach dem ersten Hype veröffentlicht wurde, mit 5,7 Prozent eine ähnliche hohe Conversion-Rate aufweist.

entwicklung-laterpay

Spannend auch die Beobachtung, dass die Conversion in den ersten 48 Stunden nach Veröffentlichung deutlich höher lag. Für den Artikel „Besuch des NSA Centers“ z.B. 15,2 Prozent (Im Gesamtzeitraum für diesen Artikel waren es 7,1 Prozent). Ich interpretiere das wie folgt: Stammleser, die meine Artikel via RSS, Tweets oder Facebook-Hinweisen als Erstes ansteuern, sind eher bereit, Geld für Inhalte zu bezahlen. Ein Grund, weshalb LaterPay auf meinen Wunsch hin eine dynamische Preissetzung in das WordPress-Plugin integriert hat (Heisst: Preise sinken oder steigen automatisiert nach einem vorgegebenen Zeitraum).

rpmNoch viel deutlicher wird der Mehrwert meiner Micropayment-Methode, wenn man den Revenue per Mille, also den Ertrag pro 1.000 Seitenaufrufe (Impressions) betrachtet: Im Schnitt waren das bei mir im Blog 17 Euro. Sprich: Ein Werbekunde müsste mir einen Tausender Kontaktpreis (TKP) von 17 Euro pro 1.000 Seitenaufrufe (auf den Teaser-Seiten) bezahlen, um an die Erlöse via LaterPay heranzukommen. Diejenigen von Euch, die schon einmal mit Google-Bannern experimentiert haben, wissen, dass 17 Euro pro 1.000 Impressions eine klare Ansage sind!

Was mich – ungeachtet aller Zahlen – am meisten überrascht hat: Die Reaktionen des Publikums auf das Thema „Paid Content“ im Allgemeinen. Bis zum heutigen Tag hat sich kein einziger meiner Leser darüber beschwert, dass ich begonnen habe, für ausgewählte Inhalte Geld zu verlangen. Weder im Kommentarteil, noch über Twitter oder Facebook gab es Unmut. Im Gegenteil: Viele Kommentatoren haben sogar angemerkt, ich gebe meine Inhalte zu günstig ab!

Einer der Gründe, weshalb ich LaterPay ausprobieren wollte, war es, herauszufinden, wie viel meine Arbeit meinen Lesern tatsächlich wert ist. Natürlich lässt sich so etwas nach nur 4 Wochen innerhalb eines Beta-Tests nicht abschließend beantworten. Jedoch habe ich erste Hinweise gewonnen, wie ich mein Blog optimieren kann und welche Art von Inhalten meinen Lesern offenbar tatsächlich etwas bringt.

Für alle, die LaterPay in ihr Blog integrieren wollen – das WordPress-Plugin, das ich benutze, wird Mitte/Ende Juni offiziell ausgerollt.

* Disclosure: Für die Entwicklung und Testphase des WordPress-Plugins erhalte ich von LaterPay eine Aufwandsentschädigung. Sprich: Ich bekomme die Zeit bezahlt, die ich in das Projekt stecke. Darüber hinaus habe ich keine Anteile an dem Unternehmen.  

 

Laterpay-Logo  Kostenpflichtiges Bonusmaterial:

Wenn Ihr die Slides zu meinem Auftritt bei der re:publica haben wollt – kein Problem! – kosten nur 5 Cent ;-)

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29 Kommentare
  1. Ugo Arangino schreibt:

    Hallo,

    ich finde es toll das ich nun bezahlen kann und tue es für die Inhalt hier echt gerne. Finde es aber echt schade das alle Feed nur noch gekürtzt sind.

  2. Bernhard Rausch schreibt:

    Hmm, klingt ja nicht schlecht. Was ich mich gefragt habe bzw mich darüber gewundert habe: Warum kann ich nicht für irgendeinen deiner Artikel einfach was per LaterPay zahlen? So frei nach dem Motto: Mir war dein Artikel (der eigentlich kostenlos ist) € 1,50 Wert und ich bezahl dir das über LaterPay. Für den Zusatz-Content kannst du ja nach wie vor Geld per LaterPay verlangen, dagegen spricht meiner Meinung nach nicht wirklich was, war für mich nur noch nichts Interessantes dabei, sonst wäre der eine oder andere €uro auch von mir in deiner obigen Statistik. :)
    Das wär ein Feature, dass mich von Flattr in Richtung LaterPay und dich zu mehr Geld führen würde… ;)

    • Markus schreibt:

      Das sehe ich ähnlich.
      Habe Euer Panel auf der re:publica gesehenen und LaterPay sieht nach einem sehr interessanten Ansatz im Bereich MicroPayment aus. Nur fehlt für mich eben neben den Optionen „Free to Use“ und „Pay per Read“ noch „Pay ‘cause cool“. Das wäre das bessere flattr, weil man nicht mit der Gießkanne verteilen muss sondern explizit bestimmen kann, was einem ein Artikel wert ist. Und es ist effizienter als ein PayPal-Donate-Button, wo die Gebühren bei sehr kleinen Beträgen in keinem Verhältnis zum Erlös stehen. Sollte technisch vermutlich nicht besondern schwer sein, das auch noch in das PlugIn zu integrieren.
      Was mich noch am Procedere interessiert: Wenn erst nach den erreichten € 5 bezahlt werden muss, geht LaterPay dann nach einem bestimmten Zeitraum in Vorleistung? Oder wartet der Blogbetreiber/Contentanbieter auch solange? Denn es wird da bestimmt sehr heterogene Nutzungs-Profile geben; der eine haut € 5 vielleicht in einer Woche auf den Kopf, der andere braucht ein halbes Jahr dafür.

      • Richard schreibt:

        Ja, die Vorleistung ist Teil des Konzepts. Die Nutzer sollen das System kennenlernen. Wenn es ihnen taugt, werden sie nach 10-20 genutzten Artikeln auch kein Problem damit haben, die Kreditkarte zu hinterlegen. Sie wissen ja dann bereits, dass sie für ihr Geld auch was bekommen – und dass das ganze System ihnen dient, ohne PW oder Anmeldung auch in Zukunft bezahlen zu können – und zwar wirklich nur das, was sie interessiert.

Willkommen!