Man mag Zuckerberg bewundern, belächeln, sogar bemitleiden. Doch die konsequente Ausrichtung des Facebook-Chefs auf das Metaverse ist ein kühner und mutiger Schritt. Das Metaverse könnte größer werden, als Buchdruck und Internet zusammen. Eine neue Betriebsoberfläche für alles Digitale, ohne Maus, ohne Tastatur oder Touchscreens. Ein virtuelles Paralleluniversum, in das man eintaucht, statt es nur zu betrachten. Eine Umgebung, in der wir bald mehr Zeit verbringen, als in der molekularen, physischen Welt. 

Wer Kinder hat bekommt schon einen kleinen Vorgeschmack auf diese Zukunft. In Spielwelten wie Roblox oder Fortnite besitzen sie Avatare, digitale Abziehbilder, die sie hegen und pflegen, mit digitaler Kleidung, Waffen oder Werkzeugen ausstatten. Sie bauen Häuser, haben Haustiere, treffen sich mit ihren Freunden, um gemeinsam zu spielen, Filme zu schauen oder auch Hausaufgaben zu machen. Der ursprüngliche Gedanke hinter Facebook war es, Menschen zu verbinden. Zuckerberg weiß, dass im Metaverse seine Chance liegt, diese Idee und damit sich selbst unsterblich zu machen.

Um diese Vision umzusetzen, kann Zuckerberg aus dem Vollen schöpfen. Geld spielt für sein Imperium keine Rolle. Der Jahresumsatz von Facebook beträgt so viel wie das Bruttoninlandsprodukt ganzer Länder. Von der Politik hat er nichts zu befürchten, denn die Gesetzgebung kommt mit dem Tempo, mit dem die digitale Entwicklung voranschreitet, schon lange nicht mehr mit. Und zur Not kauft sich Facebook auch mal einen Politiker, wie Nick Clegg, einst britischer Vize-Premierminister, Aura Salla aus der EU-Kommission oder Julia Reuss aus dem Bundeskanzleramt. 

Der Zeitpunkt, Facebook staatlich zu regulieren, ist verpassst worden. Facebook kann ab jetzt nur noch an Facebook selbst scheitern – und an seinem Schöpfer. Ausgerechnet der Mensch, der schon damit überfordert war, ein Netzwerk aus einfachen Texten und Bildern, verantwortungsvoll zu moderieren, ausgerechnet dieser Mensch möchte nun, dass wir ihm ganzes Universum anvertrauen? Wenn Meta scheitert, dann an der Selbstüberschätzung seines Schöpfers, einer gefährlichen Melange aus Hybris, Gier und Größenwahn.

Andere Tech-Milliardäre bauen Raketen und fliegen damit ins Weltall. Zuckerberg hat das Irdische schon lange hinter sich gelassen. Er möchte die körperliche Welt, wie einst das Konzept von Privatsphäre, zum Auslaufmodell erklären und in Sphären vordringen, die vor ihm noch nie jemand betreten hat. Sein Vorbild ist nicht länger Bill Gates oder Apple-Gründer Steve Jobs, sondern Gott. Die Wette ist riskant. Meta könnte Zuckerberg unsterblich machen oder aber in den Abgrund reißen. Der Begriff Meta steht auch für Jenseits.

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3 Kommentare
  1. Tom schreibt:

    Kann man so sehen. Sehe ich definitiv nicht so. Er will VR machen. Der letzte VR Hype ist aber schon wieder vorbei. Ich empfehle mal Jaron Lanier zu lesen – der hat schon vor 40 Jahren VR gemacht, ja mitbegründet sogar. Und obwohl es damals nur ein Pixelmatsch war, sind die Forschungsergebnisse von heute immer noch aktuell.
    VR kommt und geht. So ungefähr alle 10 Jahre. Es findet immer wieder in Nischen statt, bleibt nicht dauerhaft und wird 10 Jahre später wieder neu erfunden und setzt sich wieder nicht durch. Ich hoffe die Wette geht nicht auf. Facebook ist schon längst irrelevant, sollte es nicht von selbst untergehen bzw. von anderen Diensten überholt werden, sterben die Nutzer mittelfristig weg und neue (junge) kommen eh nicht mehr dazu. Dasselbe passiert mit Instagram, TikTok lässt grüßen. WhatsApp ist sowieso eher europäisch, wird nicht monetarisiert und sobald es monetarisiert wird, geht es hoffentlich auch den Bach runter. Denen schwimmen die Felle davon, dazu ein Skandal nach dem anderen. Facebook verbreitet Hass und Spaltung weil sich damit Profit machen lässt. Das ist mittlerweile tief in der Gesellschaft angekommen. Leider. Es geht nur um Werbung und Zeit, die man auf Facebook verbringt, um Werbung sehen zu können. Dasselbe bei Google, das sind alles keine Heilsbringer, Google ist kein Smartphone oder sonstiger Hersteller. Die sammeln Daten und schalten Werbung. Alles dazwischen wie Android, Pixel, Chrome und Co dient lediglich dem Zweck, Daten zu sammeln und Werbung auszuspielen. Nichts anderes macht Facebook, demnächst halt auch in der VR/AR Welt. Die ist Mittel zum Zweck und weder göttlich noch heilsbringend, hoffentlich zum Scheitern verurteilt.

    • Richard schreibt:

      Danke für den klugen Kommentar. Könntest Recht haben. Wir sprechen uns in 10 Jahren :-)

      • Karl Jacob schreibt:

        1 1/2 Jahre später stellt sich eher die Frage ob es in 8 1/2 Jahren Meta schon geben wird…

        Ich lese und schreibe hier übrigens gerade, weil ich heute im Kollegenkreis gefragt habe, was aus dir geworden ist und niemanden gefunden habe, der irgendetwas wusste uind dann habe ich gegoogelt. Ich bin echt geschockt und traurig darüber, wie die Geschichte für dich ausgegangen ist. Ich bin vom Ton und hab dich ab und zu im FM3 verkabelt und mehr oder weniger vor Ort mitbekommen, was mit dir passiert ist, aber auf so eine beschämende Entwicklung wäre ich nie gekommen und es tut mir echt leid.

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