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Kundenservice steht bei UBER an oberster Stelle. Doch was den Datenschutz betrifft, ist UBER eine Katastrophe. So führt das Unternehmen eine Lost & Found Seite* mit verlorenen Gegenständen öffentlich im Netz – inklusive Kundennamen und privaten Handy-Nummern.

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Laura kann es nicht fassen, als ich sie anrufe – und ganz ehrlich – ich kann es auch nicht. Ein deutscher Journalist, zur Zeit unterwegs in Australien, ruft bei einer jungen Frau aus London an, die aktuell in Los Angeles lebt. Ich habe ihre Nummer, weil Laura neulich mit UBER gefahren ist. Gestern. Sie hat dabei ein Armband verloren. All das weiß ich, weil UBER eine Lost & Found-Liste* führt. Öffentlich im Netz. Ohne Passwortschutz.

Auch Brandon aus Long Beach ist überrascht, als ich ihn anrufe. Er will schon auflegen, weil er meint, ich will ihm was verkaufen. Dann bitte ich ihn, seinen eigenen Namen zu googlen inkl. Telefonnummer. Er tut es und ist geschockt. Seine UBER-Daten offen im Netz – wie kann das sein?

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Die Liste, die beim gratis Website-Dienst Weebly gehostet ist, scheint authentisch zu sein. Alle Nummern, die ich wähle, sind korrekt. Die Betroffenen zeigen sich überrascht, dass ich von ihren Fahrten und verlorenen iPhones inkl. Beschaffenheit der jew. Schutzhüllen  weiß. Die Liste reicht zurück auf Dezember 2014 und betrifft offenbar Fahrten aus dem Großraum Los Angeles.

Wer sie angelegt hat und wie sie offen ins Netz gelangen konnte, darüber konnte ich auf die Schnelle nichts in Erfahrung bringen. Ich befinde mich am Flughafen von Canberra und boarde gleich Richtung Neuseeland. Wer die Recherche in der Zwischenzeit übernehmen möchte, bitte hinterlasst mir doch einen Link im Kommentarteil. Vielleicht möchte sich sich UBER zu der Panne äußern?

Eine Stellungnahme habe ich via Mail angefragt – diese wurde bis dato noch nicht beantwortet.**

 

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UBER-CEO Travis Kalanick vor ein paar Wochen beim DLD in München

 

* Update: Die Seite wurde offenbar ca. eine Stunde nach Veröffentlichung dieses Blogposts entfernt

** Update 2: UBER hat inzwischen auf meine Anfrage reagiert und mir über eine PR-Agentur folgende Stellungnahme zur Veröffentlichung geschickt:

“Über die Funktion “Gegenstand verloren” auf seiner Website hat Uber bereits tausenden Mitfahrern geholfen, Dinge, die sie während einer Fahrt liegen gelassen haben, wieder zurückzuerhalten. Uber bedauert, dass eine Übersicht mit verlorenen Gegenständen versehentlich vorübergehend öffentlich zugänglich gewesen ist. Uber prüft zur Zeit, wie es dazu gekommen ist, um sicherzustellen, dass ein solches Versehen nicht noch einmal vorkommt.“ 

 

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Siehe auch: UBER vs. Unter-Menschen

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9 Kommentare
  1. Tobias schreibt:

    Hi, interessanter artikel von dir!

    Viel Spaß in Neuseeland!!! Du musst unbedingt zum Lake taupo!!!!
    Ein Traum dort

    • Richard schreibt:

      Danke. Ich fürchte dafür reicht die Zeit nicht.

  2. […] Netz gestellt. Das geht aus übereinstimmenden Berichten von Vice und dem deutschen Journalisten Richard Gutjahr hervor. Problematisch dabei: Auf der Liste standen auch Namen und Telefonnummern der Uber-Kunden, […]

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