3D oder Hybrid-TV? …die Zukunft des Fernsehens ist irgendwo da draußen. Das Problem: Die Industrie hat keine Ahnung wo genau.

Die Geschichte der Menschheit ist eine Geschichte der großen Fragen. Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Und: Was läuft heute Abend in der Glotze? Die ARD/ZDF-Onlinestudie 2010 beweist: das Fernsehen ist immer noch Medium Nummer 1 in Deutschland. Doch das Leitmedium wird immer mehr zum Leidmedium. Denn mögen die Bildschirme bald so flach sein wie das Programm; die Branche steckt in einer tiefen Krise.

Die IFA ist zu Ende. Was haben wir gelernt? Gar nichts. Die Zukunft des Fernsehens ist irgendwo da draußen. Blöd: die Industrie hat keine Ahnung wo genau. Man versteckt sich hinter immer neuen Standards und Fernbedienungen (auf meinem Couchtisch liegen zwölf davon – kann das noch jemand toppen? – Bitte e-mail!). Und wir, die Konsumenten, sind frustriert. Erst 16:9, dann HD, dann HD ready, Full HD und schließlich HD+?

Der letzte Schrei: DDD – DreiDeh! Wirklich? „Kind!“, höre ich meine Mutter rufen. „Nicht so nah an den Bildschirm!“ Und jetzt soll uns der Fernseher förmlich anspringen? Neulich habe ich den ultimativen Test gemacht. An einem Messestand wollte mir ein Hersteller die Vorzüge von 3D vorführen. Und: Wow! Bei einer Talkshow hatte ich tatsächlich das Gefühl, Michel Friedmann würde auf meinem Schoß sitzen und mein Gesicht lecken! „Verzeihen Sie, mein Herr“, so der Aussteller leicht irritiert. „Das ist der normale Fernseher, auf den Sie da schauen.“

Eric Schmidt von Google hat bei der IFA das neue Google TV vorgestellt. Damit kann man jetzt parallel zum Fernsehen, wie es in der Präsentation hieß, einen Ferrari kaufen. Ich bin mir sicher, wer bei Google arbeitet, kauft ständig Ferraris, wenn der Krimi mal wieder öde ist.

Noch wiegen wir Fernsehfuzzis uns in Sicherheit. Fernsehen sei ein „Leanback“-Medium, heißt es, es lebt von der Gemütlichkeit. „Wer will schon sein eigener Programmdirektor sein?“ – Ich halte dagegen. Vor allem seitdem ich weiß, was so ein Programmdirektor verdient. Aber das ist eine andere Geschichte.

Fakt ist: immer mehr TV-Zuschauer gehen in Communities, suchen das Gespräch. Auch die Shoppingkanäle entwickeln sich prächtig. Der Kölner Verkaufssender QVC hat erst letzte Woche seinen zweiten Channel gestartet. Interessant: den größten Umsatz macht QVC um Mitternacht.

Schöne neue Welt: In der Zukunft spucken uns die Fußballspieler ins Gesicht und in der Halbzeitpause kaufen wir alle Hybrid-Ferraris. Ich mach schon mal Platz in der Garage. Für den Ferrari. Und für die neue Fernbedienung.

Meine Print-Kolumne findet Ihr jeden Freitag im Kultur- und Medienteil der Münchner Abendzeitung.

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2 Kommentare
  1. D3 schreibt:

    Ich bin gespannt wo das ncoh hingeht.
    Hat man sich erst nen LCD TV gekauft, ärgert man sich – weil es ja dann die LEDs gibt… weniger Stromverbrauch und so weiter.
    Und jetzt gehts mit 3D weiter ^^ Soll ja schon genial aussehen, aber ob das so gut für die Augen ist auf dauer?
    Und da jetzt jeder ins TV-Geschäft einsteigt und sich das wohlmöglich immer mehr aufs Internet auslegt…. wer braucht da noch Kanäle wie Sat 1 usw.?
    Ich find auch Online-Videotheken klasse, aber ich zahle keine 3-4 Euro für ein Film den ich nur über das Internet 24h sehen kann.

  2. Richard Gutjahr schreibt:

    Hi D3 (3D?) – Natürlich brauchen wir Kanäle wie Sat.1! Jetzt wo der Schmidt Harald da wieder hingeht ;-)

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