Vor einem Monat hat Steve Jobs in San Francisco das neue iPad vorgestellt. Was mich fast noch mehr faszinierte als das Gerät selbst war die neue Apple-Software Garageband und natürlich iMovie. Mein erster Gedanke: Taugt das Gespann iPad 2 & iMovie vielleicht sogar als Reporter-Tool für Journalisten?

Brett vorm Kop – . Filmen mit dem iPad

Ihr kennt mich: ich muss immer alles anfassen und ausprobieren. Deshalb hatte ich die Idee, die neue Hard- und Software gleich mal unter „Live-Bedingungen“ zu testen. Und was bietet sich dazu besser an, als der Launch-Event am Flagship-Store in München? Tja-ha, der Apfel fällt nicht weit vom Stammhaus. Apple schien die Idee zu gefallen, man stellte mir ein Leihgerät zur Verfügung. Herzlichen Dank dafür!

Hier das Ergebnis:

Mit iPad 2 gefilmt & geschnitten: der Verkaufsstart in München

Was an diesem Film bemerkenswert ist: er stammt komplett aus dem iPad – sprich: er wurde komplett mit dem iPad selbst gedreht, geschnitten, von den Bauchbinden (Texteinblendungen) bis hin zum Soundtrack (Garageband) – alles unmittelbar vor Ort mit iMovie montiert, ohne Zuhilfenahme eines Macs oder PCs.

Gefilmt habe ich direkt in die Timeline von iMovie. Das klappte recht gut, wobei es auf die Dauer ziemlich nervig ist, dass man nach jedem „Stop“ gefragt wird, ob man den Clip behalten will. Das größte Handicap jedoch war das Handling. Auch wenn das iPad 2 ein wenig leichter ist als sein Vorgänger, das Halten mit einer Hand (zum Beispiel bei Interviews) macht einfach keinen Spaß! Bei manchen Sequenzen im Film spürt man wie ich zittere, weil das Gerät einfach zu schwer ist. Außerdem ist es mir ein paar mal passiert, dass ich aus Versehen auf den Stop-Button auf der Glasscheibe gekommen bin.

Da es sowohl draußen als auch im Laden selbst erwartungsgemäß. laut war, habe ich ein externes Kondensator-Mikro verwendet, das ich mir für 50 Euro bei Thomann bestellt habe. Das Gerät wirkt hochwertig, obwohl es sich natürlich für diesen Preis um ein Spielzeug handelt.

Wichtig ist dabei der Splitter, den man in die Kopfhörerbuchse des iPhones oder des iPads steckt.. Damit lassen sich Mikro und Kopfhörer parallel anschließen (funktioniert auch mit Lavelier-Mikros, also Funk- oder auch Ansteck-Mikros). Das iRig-Mikro selbst hat 3 Presets für die jew. Umgebung (laut, mittel, leise), die sich an einem kleinen Schalter einstellen lassen. Punktabzug: beim Filmen selbst bleibt der Kopfhörer stumm – sprich: man hat keinerlei Kontrolle darüber, ob die Lautstärke während der Aufnahme passt. Mein Tipp: Mikrotest in der Umgebung machen und dann gleich abhören, um auch ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie nah man das Mikro halten muss.

Für den Test habe ich mir vorgenommen, die Filmsequenzen unmittelbar am Ort des Geschehens zu schneiden. Eine sportliche Herausforderung für jeden Reporter, schließlich will man seine Story ja so schnell wie möglich online haben.

Arbeiten mit iMovie

Vorab: das neue iMovie ist der Hammer! Für 4 Euro ist diese Software fast schon unverschämt günstig. Hinzu kommt: hat man iMovie bereits fürs iPhone gekauft, gibt’s die iPad-Version gleich mit dazu. Mit einem Trick lässt sich das Programm sogar auf dem alten iPad laden. Davon würde ich jedoch abraten – Video-Bearbeitung ist mit das härteste, was man einem Prozessor antun kann. Das iPad 1 ist dafür einfach nicht gemacht (Abstürze!).

Ich spare mir die Bemerkungen zu den allgemeinen Funktionen von iMovie. Das wird ja alles im Tutorial auf der Apple-Seite erklärt. Ganz so spielerisch, wie es dort vorgeführt wird, geht es im echten Leben natürlich nicht. Das Aktivieren und Trimmen der zum Teil winzigen Marker ist eine ziemliche Fummelei. Ärgerlich: beim Skimmen durch das Rohmaterial bleiben die Clips stumm – sprich: wenn man nur einen einzigen Satz aus einem 3-Minuten-Interview in die Timeline einfügen will, muss man das komplette Interview runterziehen, um dann dort die richtige Stelle zu finden. Das ist bei Voxpops, also schnell geschnittenen Straßen-Umfragen, die Pest.

Das Plug & Play Konzept ist genial – hat aber auch Tücken

Auch bei der Vertonung stößt man bei iMovie schnell an seine Grenzen. Zwar ist der Plug & Play-Ansatz von Apple genial: die Software erledigt quasi alle lästigen Anpassungen (Fades, Ducking etc.) wie von Geisterhand im Hintergrund. Will man dann aber mal von der Apple-Norm abweichen, geht es ans Eingemachte. So lässt sich beispielsweise Hintergrundmusik nur komplett über den gesamten Film klatschen. Anders als die Soundeffekte lässt sich die Musik nicht beliebig in der Timeline hin- und herschieben.

Mit ein paar Tricks geht’s aber doch. Und ich wäre nie drauf gekommen, hätte ich nicht zufällig den iMovie-Marketing-Manager aus Cupertino im Store entdeckt. Der hatte sich mit einer kleiner Mannschaft aus Kalifornien in Zivil unter die Leute gemischt, um die Reaktionen der Kunden zu beobachten. Als ich ihm mein Problem mit der Musik schilderte, zeigte er mir, wie man das Programm „überlisten“ kann:

Musik-Titel lassen sich als „Sounds“ anlegen und frei in der Timeline bewegen. Dazu muss man diese vorher mit Garageband einkürzen. Alle Tracks aus der iTunes-Bibliothek, die kürzer als 1 Minute sind, landen bei iMovie auf dem iPad automatisch in der Sounds-Liste.. Auch lassen sich längere Titel hintereinander einfügen, dazu muss man ganz ans Ende des ersten Titels gehen und dann erneut einen Titel einfügen. Ein- und Ausstieg lassen sich im Nachhinein durch die gelben Marker verändern.

Ende gut alles gut?

Nach einer guten Stunde war mein Film, inkl. Titeleinblendung und Tonmischung fertig. Ich bin mir sicher, mit ein bisschen Übung hätte ich es in der Hälfte der Zeit geschafft. Happy End?

Scotty beam me up – Probleme beim Hochladen

Nicht ganz. Denn das Hochladen auf YouTube war eine einzige Katastrophe! Gleich dreimal ist der blaue Balken beim Upload eingefroren und ich musste den Prozess nach jew. 20 Minuten abbrechen. Ich habe alle Varianten durchgespielt (geringe, mittlere und HD-Qualität). Kein Glück. Erst dachte ich, es könnte am WLAN-Netz im Apple Store liegen. Doch später dann zuhause das gleiche Spiel. Irgendwann klappte es dann doch noch. Woran es lag? Ich werde es wohl nie erfahren.

Fazit

Meine anfängliche Euphorie ist gewichen: Das iPad ist leider kein Ersatz für Videokamera und Laptop. Und dennoch: wenn ich nichts anderes zur Verfügung habe, werde ich bestimmt auch das iPad für kleinere Web-Videos verwenden, um diese noch an Ort und Stelle auf YouTube hochzuladen. Vorausgesetzt der Upload klappt.

Dir hat dieser Blogpost was gebracht?

Flattr this

Hat Ihnen der Beitrag gefallen?
Bitte unterstützen Sie mein Blog mit einer Spende.

Schreibe einen Kommentar zu Andreas Antworten abbrechen

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Notwendige Felder sind mit * markiert.

32 Kommentare
  1. Andreas schreibt:

    Aus deinem Fazit lese ich raus, dass du dir also auch das iPad 2 holst?

  2. Tobias schreibt:

    Absolut genial beschrieben. Toller Artikel! Weiter so!

Willkommen!