John Lasseter gehört zu den größten Geschichten-Erzählern unserer Zeit. Schon früh erkannte er das Potential von Computeranimation für Trickfilme. Seine ersten Pixar-Kurzfilme („Tin Toy“) wurden Oscar-prämiert, Box-Office-Hits wie „Toy Story“ oder „Findet Nemo“ haben Filmgeschichte geschrieben – und seinem früheren Arbeitgeber Disney das Fürchten gelehrt.

Ich war 14 Jahre alt, als ich mich zum ersten Mal bei Disney beworben habe*. Ich hatte keine Lust mehr auf Schule – mein großer Traum: Trickfilmzeichner werden! Ich machte ein paar Bleistift- und Tuschezeichnungen und schickte sie mit meinem damals noch recht überschaubaren Lebenslauf nach Kalifornien. Monate lang wartete ich sehnsüchtig auf Antwort. Dann eines Tages, ein Brief aus den USA!

Ihr macht Euch keine Vorstellung davon, wie zynisch eine lachende Micky Maus wirken kann auf dem Briefkopf einer schriftlichen Absage.

Das war vor 25 Jahren. An meiner Comic- und Trickfilm-Leidenschaft hat das bis heute nichts geändert. Zeichner wie Don Bluth („Feivel der Mauswanderer“, Computerspiel „Dragons Lair“) waren schon immer meine Idole. John Lasseter, der schon an Klassikern wie „Cap und Capper“ mitgewirkt hatte, erkannte schon früh das Potential der Computeranimation für Trickfilme. Im Jahr 1984 kündigt er bei Disney, um an eigenen Projekten für Lucasfilm zu arbeiten (u.a. Spezialeffekte für „Star Trek II“ oder das Sherlock-Holmes-Abenteuer „Das Geheimnis des verborgenen Tempels“). 1986, vor genau 25 Jahren, wurde Pixar geboren.

John Lasseter ist als Gründungsmitglied mit dabei, als Steve Jobs (selbst gerade ohne Job) und Edwin Catmull die Pixar Animation Studios (ehem. Lucasfilm Graphics). aus der Taufe heben. Der von seiner eigenen Firma geschasste Computerbauer Jobs hat zu diesem Zeitpunkt noch keine Ahnung, wie wichtig Lasseter später einmal für ihn werden würde.

Pixar besteht in seinen Anfangsjahren überwiegend aus Programmierern und Technikern. Die ersten Kurzfilme sollen vor allem dazu dienen, die selbst entwickelten Grafikcomputer zu verkaufen. Doch das Geschäft mit der Hardware läuft schleppend. Steve Jobs muss immer wieder Geld nachschießen. Aus seinem Privatvermögen. Mit der Zeit rücken die Filme selbst in den Fokus. John Lasseter ist es, der nicht müde wird, seinen Kollegen und Vorgesetzten einzubläuen, dass die Story über der Technik steht; dass selbst die atemberaubendsten Animationen und Effekte verpuffen, wenn die Geschichte nichts taugt.

Und hier sind Eure Fragen an John Lasseter:

Video-Podcast „Triff den Filmemacher“ bald gratis in Apples iTunes-Store – dort findet Ihr auch die 90-Minuten Doku „Die Pixar Story“ (9,99 €)

Ein Dutzend Pixar-Oscars später: Im Jahr 2004 kündigt der Newcomer Pixar an, den Kooperationsvertrag mit Disney nicht zu verlängern. Bis dato waren Disney und Pixar eine für beide Seiten gewinnbringende Partnerschaft eingegangen: Pixar hatte die kreativen Inhalte und das Know How, Disney den perfekten Distributions-Apparat. Doch spätestens mit „Findet Nemo“ hatte Pixar Disney den Rang abgelaufen, im Prestige sowieso – vor allem aber an der Kinokasse.

Es beginnt ein Powerplay zwischen den beiden Studios.. So versucht sich Disney beispielsweise selbst an einem 3. Teil des Pixar-Klassikers Toy Story (Die Rechte an den Figuren lagen bei Disney). Die ersten Drehbuchentwürfe und Screenings müssen derart schlecht gewesen sein, dass Disney nach jahrelanger Arbeit eingestehen muss, dass man ohne Pixar nicht weiterkommt (Ein Grund, weshalb zwischen Toy Story 2 und Toy Story 3 über 10 Jahre lagen).

Der Geschäftsmann Steve Jobs weiß um der Schwäche von Disney, deren klassisch gezeichneten Animationsfilme („Der Schatzplanet“, „Bärenbrüder“. u.a.) an der Kinokasse reihenweise floppen. Bei den Verhandlungen um eine Übernahme von Pixar durch Disney muss es hoch her gegangen sein.. Pixar hatte das größere Know How und die besseren Geschichten, der größte Trumpf in der Hand von Steve Jobs soll aber ein einziger Mitarbeiter seiner Firma gewesen sein: John Lasseter, den Disney vergeblich versucht haben soll, von Pixar abzuwerben.

2006 wird man sich schließlich einig: Die Walt Disney Company übernimmt Pixar zum Preis von 7,4 Milliarden US-Dollar. Steve Jobs wird mit 10 Prozent Anteilen größter Einzelaktionär von Disney. Noch im selben Jahr kommt der Film „Cars“ in die Kinos. Regie: John Lasseter.

John Lasseter ist heute in München – ich habe 3 Minuten Zeit bekommen, ihm Fragen zu stellen. Dazu brauche ich Eure Hilfe: Eure Frage im Kommentarfeld/ Twitter/ Facebook/ Google+, möglichst so formuliert, dass man sie kurz und prägnant beantworten kann.

Update Samstag, 16. Juli: Eure Fragen sind angekommen. Nicht böse sein, wenn ich nicht alle geschafft habe, die Zeit war echt knapp. Das Video mit den Antworten seht Ihr weiter oben. Kinostart von Cars 2 ist am 28. Juli 2011 – die Deutschland-Premiere in München u.a. mit Robbie Williams, der den Titelsong singt.

* Ich hatte mich später in meiner Karriere noch einmal bei Disney beworben – übrigens mit Erfolg. …aber das ist eine andere Geschichte und soll in einem anderen Blogpost erzählt werden.

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12 Kommentare
  1. Steffen schreibt:

    Meine Frage lautet,

    Wie lange war die durchschnittliche renderzeit für cars2 für ein frame und hat sich im Laufe der Zeit einiges wesentlich verändert?
    Vielleicht noch, wie lange die physikberechnungen dauerten pro Shot, (die aufwendigsten sequenzen)
    Danke.

  2. Michael schreibt:

    Die Geschichte hinter den Charakteren und die Erzählweise hebt die Pixar Filme auf ein Niveau welches regelmäßig für Oscars gut ist, ähnlich wie bei Werken von Anime Studios wie Ghibli wird scheinbar sehr viel Wert auf eine stimmige Story gelegt. Wo sehen sie Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen eher westlichen geprägten Werken und den fernöstlichen Animes?

Willkommen!