Babies sind süß. Sagt man. Bis sie anfangen zu krabbeln und Begehrlichkeiten entwickeln: mein iPad, beispielsweise.
Habe ich schon erwähnt, dass meine Frau und ich ein Baby haben? Um ehrlich zu sein weiß ich auch nicht so genau, wie das passieren konnte, bei all der Zeit, die ich am Computer verbringe. Unser Sohn ist sechs Monate alt und hat gerade das Krabbeln gelernt, seitdem ist nichts mehr vor ihm sicher. Er besitzt haufenweise Spielzeug, doch nichts übt eine größere Anziehungskraft auf ihn aus, als mein iPhone und mein iPad. Wann immer er eines der beiden Geräte erblickt, beginnt er zu quängeln und so lange mit seinen Speck-Ärmchen um sich zu rudern, bis man es ihm aushändigt. Sofort wird das Gehäuse ausgiebig auf seine Kratz-, Beiß- und Schlabber-Resistenz hin getestet. Meine Frau findet das ganz herzallerliebst. Sie lacht dann immer: „Ganz der Vater!“.
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Ich lache nicht. Wenn es um meine Tech-Spielsachen geht, verstehe ich keinen Spaß. So ein technischer Begleiter gehört ja auch irgendwie zur Familie und verdient unseren besonderen Schutz und unsere Fürsorge. Ich weiß noch, wie wir unser erstes iPhone bekommen haben. Seit dem Moment, als ich es aus der Schachtel genommen und behutsam die Schutzfolie von dem Display abgezogen habe, bette ich es auf Watte. Ich habe ihm eine Schutzhülle gekauft, eine TÜV-geprüfte Handyhalterung für das Auto und zum Putzen die teuren Marken-Mikrofasertücher. Und jetzt soll ich tatenlos mit ansehen, wie mein Sohn das Gerät mit seinen Baby-Vampirzähnchen bearbeitet? „Lass ihn doch!“, beschwichtigt meine Frau. Die hat gut reden! Als Mutter muss sie laut Sigmund Freud auch nicht befürchten, eines Tages vom eigenen Sohn gemeuchelt zu werden, über ein iPhone.
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In einem Online-Selbsthilfe-Forum für junge Väter erfuhr ich dann von „Vinci-Pad“, einem Tablet-Computer für Babies. Sein 7-Zoll-Bildschirm besteht aus Sicherheitsglas und ist in einem dicken Kunststoffrahmen eingebettet. Ausgestattet ist das Gerät mit einer 3-Megapixel-Kamera, Googles Android-Software und einem 1-GHz-Prozessor. Kurz: der Tablett-PC wurde speziell auf die Bedürfnisse von 0-3-Jährigen zugeschnitten. Als ob das eine Rolle spielt. Hier geht es um meine Bedürfnisse als Vater: Ich will mein iPad wieder! Freudestrahlend habe ich meinem Sohn das neue Baby-iPad präsentiert. Sofort hat er es seiner gnadenlosen Qualitätsprüfung unterzogen. Das Ergebnis: Das Gerät ist durchgefallen. Nach wenigen Minuten hatte er das Interesse verloren und ist wieder zum Couchtisch gekrabbelt, wo mein iPad liegt.
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Ein grandioser Fehlkauf? Nicht ganz. Wir haben dann getauscht: Mein Sohn hat jetzt mein iPad und ich benutze seinen Spielzeug-Computer. Zugegeben: der Apparat ist gewöhnungsbedürftig. Aber was tut man nicht alles aus Liebe zu seinem Kind.
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41 Kommentare
  1. Nino schreibt:

    Glückwunsch zum süßen Nachwuchs, sollte es echt und wirklich deins sein! Schöne Geschichte!

  2. Richard Gutjahr schreibt:

    @Nino Dank Dir.

Willkommen!