Lange Schlangen, unfreundliche Verkäufer, genervte Kunden. Der allwöchentlich Gang zum Supermarkt ist für mich der reinste Horror. Doch heute schlage ich zurück!

Was habe ich mich früher oft geärgert, wenn ich nach Feierabend schnell noch was einkaufen musste. Einkaufswagen an Einkaufswagen stand man eingekeilt vor der einzigen besetzen Kasse, wie am Brenner zu Ferienbeginn. Man konnte darauf warten, wie der Kassiererin mal die Kassenrolle ausging, sie aufsprang und in den Tiefen des Regale-Labyrinths verschwand, um nach dem korrekten Preis zu suchen. Und dann war da immer diese eine Rentnerin, die den ganzen Tag nur darauf gewartet hatte, dass ich den Supermarkt betrete, um sich dann kurz vor mir in die Schlange einzureihen: „Moment, ich hab’s passend!“.

Heute dagegen habe ich das umgekehrte Problem: Mir geht das alles zu schnell! Ich komme an der Kasse nicht mehr hinterher. Bevor ich auch nur die Öffnung der Plastiktüte gefunden habe, hat die Kassiererin bereits meinen gesamten Wocheneinkauf über ihren Hightech-Scanner gezogen. Oft werfe ich ihr dann irgendeinen möglichst großen Geldschein entgegen, damit sie erst mal beschäftigt ist. Doch damit erkaufe ich mir allenfalls Sekunden. Schließlich erhöht sie den Druck, schiebt den Lebensmittelberg des nächsten Kunden mir entgegen. Panik kommt auf. Schlagzeile: „Blogger unter Lebensmitteln begraben!“ – oder gar von wütendem Supermarkt-Mob gelyncht. Grabstein-Inschrift: „Er hielt den Betrieb auf!“.

Diesmal werde ich mir keine Blöße geben! Die letzten Wochen habe ich damit verbracht, die Roll-Eigenschaften jedes einzelnen Einkaufswagens zu studieren. Die kaputten Wägen habe ich markiert, damit mich das nicht zurückwirft. Dann: die richtige Auswahl an Lebensmitteln. Ich kaufe Obst. Viel Obst. Nicht etwa, weil ich Lust darauf habe; das Wiegen von Obst und Gemüse dauert am längsten an der Kasse! Nach ein paar Minuten: Zielgerade. Jetzt muss jeder Handgriff sitzen! Ich platziere die bereits halb geöffneten Plastiktüten ganz vorne auf dem Band. Dann die schweren Flaschen, die Chips und den Joghurt. Dazwischen streue ich strategisch immer mal wieder eine Möhre ein! Einzeln! Das verschafft Luft.

Cornflakes – Piep – Milch – Piep. Möhre: Wieg. Ein dramatisches Kopf-an-Kopfsalat-Rennen! Und tatsächlich: Zum ersten Mal seit Jahren bin ich mit dem Packen schneller fertig als die Kassiererin mit Scannen! „Macht 47,56 Euro, bitte!“ Ich taste nach meinem Portemonnaie. Oh Mann, das Portemonnaie! Steckt noch im Mantel von gestern. Ich spüre die vorwurfsvollen Blicke der Kunden in meinem Nacken. Die Kassiererin genervt: Ein Storno – sowas wie der Supergau im Supermarkt! Eine ältere Dame weiter hinten aus der Schlange ruft: „Dauert das noch länger dort bei Ihnen?!“

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23 Kommentare
  1. Alex schreibt:

    „Wir haben doch keine Zeit!“ Eine der ersten Dinge, die man beim Einkauf im französischen oder spanischen Supermarkt merkt, ist die Gelassenheit an der Kasse. In Frankreich wird oft noch das Scheckheftchen gezückt, nachdem der Einkauf gemütlich verpackt wurde. In Spanien helfen die Kassierer oft noch beim Einräumen der Ware. Ich ertappe mich nach wie vor, viel zu hektisch meine Sachen wegzuräumen und Platz zu machen aus Angst „den Betrieb aufzuhalten“ — deutsche Prägung :)

    • Nico schreibt:

      Genau das Problem hatte ich auch. Ich war immer super hektisch, man will ja niemanden aufhalten. Seitdem ich aber für 4 Wochen in Brasilien war und dort die Verhältnisse am Supermarkt kenne (da kann man gut und gerne mal 20 Minuten warten weil die Kassiererin gerade mit der Freundin redet), gehe ich alles gelassen an. Nach dem (gemütlichen, sorgsamen) einpacken hole ich erst den Geldbeutel raus zum zahlen. Dann räume ich das Wechselgeld und den Beleg weg und Versorgen den Geldbeutel, erst dann schiebe ich den Wagen weg. Früher habe ich das alles in einem Schwung und total umständlich gemacht. Seitdem geht es mir viel besser beim Einkaufen :-)

  2. Juergen Pohl schreibt:

    Was ich noch beunruhigender finde: Die „älteren Damen“ haben mit dem Tempo an der Kasse offenbar deutlich weniger Probleme als „wir jungen Herren“. Die 95-jährige nette alte Dame mit Rollator schlägt an der Kasse jeden Mann unter 50. Keine Ahnung, wie die das machen.

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