Was, wenn Ihr eine Zeitmaschine hättet und Euch selbst als Schulkind besuchen könntet? Was würdet Ihr Euch mit auf den Lebensweg geben?

       Richard (13) meets Richard (33)

Heute Morgen beim Joggen ist mir etwas Seltsames passiert: ein Retro-Flashback! Für einen Moment lang hatte ich das Gefühl, wieder 12 oder 13 Jahre alt zu sein. Dann wurde mir klar, was passiert war: War das nicht mein früherer Schulweg zur Turnhalle an der Münchner Freiheit?

Wie oft war ich diesen Weg gegangen. Mal allein, mal in der Gruppe mit Schulfreunden feixend. Über 20 Jahre ist das jetzt her. Plötzlich – alles wieder da! An jedes Detail kann ich mich erinnern: Die Angst vor dem Ausfragen am nächsten Morgen oder vor der Mathe-Schulaufgabe.

Immer mehr Erinnerungen, Gefühle, ja sogar Gerüche strömen auf mich ein. Ich bleibe stehen und kneife die Augen zu. Versuche mir vorzustellen, mein früheres Ich würde gleich um die Ecke biegen; mit einer adidas-Sporttasche um den Hals und einem Wunder-Lolly im Mund, der die Zunge blau färbt.

Was wäre wenn? Was wäre wenn ich wie Marty McFly zurück in die Vergangenheit reisen könnte, und mir selbst als Schuljunge begegne? Würde ich mich überhaupt erkennen? Würde mein jüngeres Ich mich als Erwachsener erkennen?

Vermutlich würde ich erst mal abwarten, bis mein früheres Ich 13 ist, damit er wenigstens schon mal „Zurück in die Zukunft“ im Kino gesehen hat. Nicht, dass der Knirps ausflippt, wenn ich plötzlich vor ihm stehe. Dann würde ich ihm/mir vielleicht ein paar Tipps geben. Keine Sorge: keine Sportergebnisse, Lottozahlen oder dergleichen. Ich kenne die Tücken des Raum-Zeit-Kontinuums.

Ich würde mir gegenüber nur ganz allgemeine Dinge ansprechen. Dinge, die ein 13jähriger unmöglich wissen kann und die vielleicht helfen, ihn vor der einen oder anderen Dummheit später im Leben zu bewahren.

Dinge, wie zum Beispiel, dass er nicht immer so vorlaut sein solle, und dass es nicht sonderlich klug ist, sich beim USA-High-School-Austausch mit irgendwelchen Football-Spielern anzulegen (auch dann nicht, wenn sie einen Adolf Hitler nennen). Oder dass man keine Affäre mit einer argentinischen Studentin beginnen sollte, deren Verlobter plötzlich vor der Tür stehen könnte. Oder etwa, dass man seine Chefs niemals in der Öffentlichkeit mit arabischen Despoten vergleichen sollte. So was in der Art.

Wie es sich wohl wirklich abspielen würde, wenn ich mir als Schuljunge begegnen könnte? Ich würde ihn nach der Schule abpassen, mich als entfernter Verwandter vorstellen. Ich würde ihm sagen, dass ich schon viel von ihm gehört hätte und dass ich nur schnell ‚Hallo’ sagen wollte. Zur Verabschiedung hätte ich dann wohl gesagt: „War nett, Dich kennenzulernen, Richard.“ Ach ja, und noch was: „Bleib wie Du bist. Du bist schwer in Ordnung.“

Frage: Was würdet Ihr Eurem früheren ‚Ich’ mit auf den Weg geben? Weisheiten, die Euer Leben leichter gemacht hätten?

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36 Kommentare
  1. Uwe schreibt:

    Glaube selbst wenn ich was mitgeben würde, würde das nichts bringen. Erfahrungen sind primär dann glaubhaft, wenn sie selbst erlebt werden.

    Hätte ich meinem damaligen Ich etwas erzählt, ich hät’s mir nicht geglaubt.

    • Richard schreibt:

      …nicht mal wenn’s „von Dir“ kommt?

      • Uwe schreibt:

        Vermutlich nicht. Wobei ich im Rückblick zwar gut gefunden hätte, wenn ich manche Dinge anders gemacht hätte (z.B. unsere Firmengründung hätte professioneller laufen können; ich hätte früher mit Klettern und Laufen anfangen können; ich hätte entspannter sein können, …) so war doch alles insgesamt gut/akzeptabel.

        Und meine Persönlichkeit selbst werde ich nicht ändern können, mit all den Macken, Wünschen, Hoffnungen, Fehlern und anderen Eigenarten.

        (Bin Jahrgang 1973, falls das relevant ist)

  2. Herr Kaliban schreibt:

    Keine Ahnung, was ich zu MIR sagen würde, aber ich habe meine gesammelten Erkenntnisse in einer ähnlichen Stimmung mal für meine Tochter aufgeschrieben:

    http://kaliban.de/2011/09/fur-siri-ein-versuch/

    • Richard schreibt:

      @Herr Kaliban – was für eine großartige Idee. Der Text ist der Hammer – und Sunscreen von Baz Fuhrmann ebenso. Gänsehaut. Danke für den Link!

    • Uwe schreibt:

      Hast Du Deine Tochter tatsächlich nach der Apple-Software benannt? Oder war es andersherum?

      • Richard schreibt:

        Umgekehrt – Apple benannte die Software nach Kalian‘s Tochter!

        • Richard schreibt:

          (sofort verklagen!)

        • Uwe schreibt:

          Cooooool. Mein Sohn wird vermutlich morgen auf die Welt kommen, mal schauen, von wem ich dann zukünftig die Namensrechte einklagen werde :-)

          • Richard schreibt:

            Ist das wahr? Morgen??? Happy pre-Vatertag, Uwe!

          • Uwe schreibt:

            Herzlichen Dank!

            Jo, Morgen ist geplant, 8:45 Uhr Einleitung in Klinik Esslingen :-)

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