Im Jahr 2019 führte TikTok weltweit die Charts der am meisten heruntergeladenen Handy-Apps an. Laut dem Analysten Sensor Tower wurde die App bislang auf über zwei Milliarden Telefonen installiert. Corona hatte den Run auf die Plattform zusätzlich verstärkt. Es ist das erste Mal, dass eine App aus China international Rekorde bricht. Woher dieser Erfolg?

TikTok trifft den Zeitgeist. Kurze Videoclips, kombiniert mit Musik und schnellen Schnitten, das funktioniert gut auf Telefonen. TikTok ging aus Musically hervor, einer Karaoke-App, bei der vor allem Teenager ihren Stars nacheiferten, indem sie in kurzen Video-Clips die Lippen zu bekannten Pop-Songs bewegten. Das Programm wurde von zwei Chinesen entwickelt und 2017 von dem chinesischen Internetkonzern Bytedance übernommen.

In letzter Zeit sorgt TikTok auch politisch immer häufiger für Schlagzeilen. Indien hatte beispielsweise TikTok verbieten lassen. Eine Strafaktion für ein Feuergefecht im Grenzgebiet zu China, bei dem 20 indische Soldaten ums Leben kamen. Jetzt will auch Donald Trump die App in den USA verbannen. Angeblich, weil chinesische Behörden auf die Nutzerdaten zugreifen, heißt es in Washington. Also im Prinzip das, was US-Geheimdienste seit Jahren schon bei Facebook, Google oder Microsoft praktizieren.

Zu glauben, dass es beim Konflikt um Datenschutz amerikanischer Teenager geht, ist naiv. Es geht auch nicht um Spionage, nicht um geistiges Eigentum oder gar um Chinas systematische Verstöße gegen die Menschenrechte. Was wir erleben, ist ein Vorgeschmack auf die Zukunft. Ein sich anbahnender neuer kalter Krieg zwischen (Fern-) Ost und West. Ein Wettrüsten um Daten und die Vormachtstellung im Netz. TikTok ist nicht nur eine App. Es ist auch Symbol für einen möglichen geopolitischen Machtwechsel.

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