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Kann man mit Micropayment Geld verdienen? Die Antwort: Ja, das geht. Erstaunlich gut sogar, wenn auch mit Einschränkungen. 

Es ist so weit: Ich mach mich nackig! Vor 6 Monaten haben das Münchner Startup LaterPay und ich in diesem Blog ein Experiment gestartet. Wir haben ein Wordpress-Plugin entwickelt und damit begonnen, ausgewählte Blogposts zu verkaufen. Manche für 5 Cent, manche für 149 Euro. Ja, richtig gelesen. 149 Euro! And guess what: Meine Leser haben gekauft. Und wie.

Was ist meine Arbeit wert?

Seit jenem Tag, an dem ich mein letztes Zeitungs-Abo gekündigt habe, stelle ich mir die Frage: Was ist meine Arbeit als Journalist eigentlich wert? Kann man mit Journalismus überhaupt noch Geld verdienen? Gibt es Alternativen zu Google-Ads, Sponsoring oder Schleichwerbung Native-Advertising? Und wenn ja, was sind meine Leser bereit, für Recherchearbeit, Interviews oder Glossen zu zahlen?

Moneyfall2Kassensturz

Wie LaterPay funktioniert und weshalb ich mich mit dem Münchner Startup zusammengetan habe, wird in diesem Blogpost ausführlich erklärt. Heute möchte ich mit Euch den angekündigten Kassensturz machen und offenlegen, was ich in den vergangenen 6 Monaten tatsächlich eingenommen habe. Was hat gut funktioniert, was hat besonders gut funktioniert – und was war ein totaler Schuss in den Ofen?

 

3 Verkaufsmodelle

Im Zuge unserer Kooperation haben wir mit LaterPay 3 Verkaufsmodelle entwickelt, die mir als Blogger und Journalist ermöglichen, meine Inhalte auf unterschiedliche Arten anzubieten:

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Pay Per Use erlaubt mir, ausgewählte Artikel zu verkaufen. Sprich: die Seite bleibt generell frei zugänglich. Einzelne Artikel lassen sich aber nur gegen Bezahlung lesen. BILD Plus? Nicht ganz: denn bei BILD wird man an dieser Stelle in ein Abo gezwungen. Mit LaterPay bezahlt der Leser wirklich nur das, was er lesen will (späteres Abo nicht ausgeschlossen). > Beispiel-Blogpost

Free To Read – mein persönlicher Favorit: Der komplette Artikel ist gratis – einzelne Elemente (Interview-Abschriften, Übersetzungen, Fotogalerien etc.) können einzeln erworben werden. Dieses Verkaufsmodell eignet sich hervorragend für Service-Themen, wobei man flankierend zum Text die detaillierten Test-Ergebnisse oder Präsentationsfolien zum Download anbietet > Beispiel-Blogpost

Single Sale – entgegen der LaterPay-Philosophie (erst konsumieren, später zahlen) gibt es auch die Möglichkeit eines Direktverkaufs, der sofort abgeschlossen werden muss. Hierbei handelt es sich oft um größere Summen, die direkt über Kreditkarte/PayPal/Bankeinzug bezahlt werden. Diese Bezahlform eignet sich vor allem für Special Interest Inhalte, die weniger auf Masse, dafür aber auf höhere Preise setzen. > Beispiel-Blogpost

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99 Euro pro Blogpost

Seit der Premiere von LaterPay bei mir im Blog habe ich 12 Artikel verfasst, die ich entweder komplett (Pay Per Use) oder durch Einzelelemente (Free To Read) monetarisiert habe. Der Gesamterlös für diese 12 Artikel beträgt 1190,16 Euro. Im Schnitt also rund 99 Euro pro Blogpost.

Der Löwenanteil dieser Summe stammt von einem einzigen Artikel, nämlich der Vorstellung der neuen Apple-Produkte im September. Hier habe ich die Möglichkeiten von LaterPay voll ausgespielt:

 

Von 0 auf 834 €

Der Basis-Artikel war gratis und sollte meinen Lesern einen Überblick geben, worum es überhaupt geht (Free To Read). Den Live-Ticker zum Event habe ich mir mit 99 Cent bezahlen lassen (Pay Per Use). Die Bildergalerien mit hochauflösenden Fotos zur Weiterverwendung habe ich für Blogger (4,99 €) bzw. Profis (149,- €) als Single Sale angeboten.

129 meiner Leser haben ein Ticket zum Liveblog gelöst. 706 Euro stammen aus dem Verkauf von Fotos, überwiegend über die Blogger-Lizenz. Auch 4 Profi-Verkäufe wurden getätigt. Herausgekommen ist eine Gesamtsumme von 834 Euro, wobei LaterPay bei der Auszahlung pauschal 15 Prozent für Abrechnung und Kreditkartengebühr einbehält.

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Pannen und Serverausfälle

Von 0 auf 834 mit einem einzigen Blogpost – das ist nicht schlecht. Es hätte aber durchaus mehr sein können, denn ich muss erwähnen, dass die Bedingungen, unter denen ich dieses Jahr gebloggt habe, nicht immer optimal waren. Bugs und Serverausfälle haben mein Blog über weite Strecken lahm gelegt, was sich leider in den Abrufzahlen und damit auch an den Verkäufen bemerkbar machte. Ausgerechnet dann, wenn ein Blogpost auf Twitter, Facebook oder auf anderen Seiten empfohlen wurde, war meine Seite nicht zu erreichen. Ärgerlich.

Nur 48 Stunden

Was bei der Auswertung meiner Einnahmen sofort ins Auge springt, ist die Tatsache, dass es beim Verkauf von Artikeln durchaus eine Primetime gibt. Die meisten Käufe wurden in den ersten beiden Tagen einer Veröffentlichung getätigt. Die Conversion Rate ist in dieser Zeit am höchsten, also die Motivation der Besucher, die eine Pay-Seite aufgerufen haben, dann auch tatsächlich auf „Kaufen“ zu klicken.

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Der Longtail

Umso erstaunlicher ist das, was danach kommt. Wie man an dem Einnahmen-Verlauf beim Service-Artikel Twitter-Tipps für Journalisten erkennen kann: Der Longtail ist noch einmal gut für die Hälfte meiner Einnahmen verantwortlich. Sprich – ich verdiene auch an Artikeln, die ich vor langer Zeit geschrieben habe. Penny-Beträge, ja, aber hier gilt besonders: Wer den Lousy Penny nicht ehrt… Immerhin hat mir dieser Effekt im Nachhinein noch einmal knapp 50 Euro beschert – wohlgemerkt – ohne weiteres Zutun.

 

Die 3 Top-ArtikelMoneyfall2

Apple Event = 834 €

Arbeit to go mit Platz für mich = 125 €

Besuch des NSA-Datencenters in Utah = 95 €

Die 3 schwächsten Artikel:

Nicolas Merrill: Allein gegen das FBI = 8,99 €

Lavabit-Gründer: Let’s go dark!  = 4,30 €

MyHeritage – Meine schrecklich fette Familie = 3,78 €

 

Mein Fazit nach 6 Monaten LaterPay

Trotz technischer Anlaufschwierigkeiten kann ich heute voller Überzeugung sagen: Ja. Mit Micropayment lässt sich durchaus Geld verdienen. Die Besucher meiner Seiten haben offenbar kein Problem damit zu bezahlen, wenn man es ihnen einfach macht. Selbst an eher belanglosen Texten habe ich im Schnitt rund 30 Euro verdient. Mit einer durschnittlichen Conversion Rate von 13,1 Prozent (ohne das Apple-Event, das sicherlich eine Ausnahme darstellte) liegt LaterPay weit über dem, was man mit Google Werbung erzielt.

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2015 habe ich große Pläne für mein Blog. Und Micropayment wird dabei eine wichtige Rolle spielen.

 

 

Disclaimer: 

Für meine Berater-Tätigkeit erhalte ich von LaterPay eine finanzielle Entschädigung. Dies erfolgt separat von meinen Blog-Verkäufen und hat mit den hier aufgeführten Verkaufszahlen nichts zu tun.

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51 Kommentare
  1. […] LATERPAY G! gutjahrs blog: LaterPay – die Abrechnung: Auf seinem Blog gibt Richard Gutjahr Einblick in seine Verdienste mit dem Micropayment-Dienst LaterPay, den er berät. Zwar ist Gutjahr einer der bekanntesten Blogger und ähnlich hohe Einnahmen werden zur Zeit nur einige Blogger erreichen können bzw. von Leben kann auch Gutjahr nicht, aber es zeigt, dass das Konzept von LaterPay grundsätzlich funktioniert. […]

  2. Gunnar schreibt:

    Hm.

    Wenn man genau schaut, stammt der Löwenanteil des Umsatzes aus den 4 Profi-Foto-Verkäufen, der ganze Rest ist eher Pillepalle, oder? Anders gesagt: Ohne die eine Fotogalerie von Apple-Event wäre das alles nix.

    1 Foto-Galerie: 700 Euro
    12 Artikel, Zusatzinhalte, Liveticker etc: 500 Euro

    Ich bin noch nicht überzeugt, ob sich (unabhängig von Berater-Honoraren) der Einsatz von Laterpay für dich gelohnt hat.

    • Richard schreibt:

      Was erwartest Du? Dass ich, 6 Monate nach dem Launch schon meinen Job kündigen kann? Alles was ich tun kann, ist Neues auszuprobieren, die Ergebnisse transparent zu machen und mit Euch zu diskutieren. Ich hätte es mir einfach machen können und die Apple-Zahlen in das Gesamtergebnis mit zu verrechnen und so zu tun, als hätte alles prima Geld abgeworfen. Darum geht es mir nicht. Für mich war es wichtig zu erfahren, was läuft, was nicht. Dass Apple zieht, war keine Überraschung. Allerdings: zu wissen, dass ich jetzt die Möglichkeit habe, Texte im Cent-Bereich oder eben auch Special-Interest-Inhalte, wie z.B. Foto-Lizenzen direkt über mein Blog verkaufen zu können, ist ein gewaltiger Sprung nach vorn. Du magst müde lächeln – für mich ist das irre wertvoll.

      • Niklas schreibt:

        Vorneweg Danke für deine transparente Art und Weise wie Du mit der Monetarisierung eines – in diesem Fall deinem – Blog umgehst.

        Probleme sehe ich wie schon bei Faps, dass das System natürlich steht und fällt mit der Verbreitung und Nutzerbasis. Denn langfristig überlebt der Blogger vom „Penny“ nur dann, wenn regelmäßig die 5€-Hürde genommen wird. Passiert das nicht, scheitert das Crowd-Investment. Man möge mir verzeihen, dass ich deine treuen Lesern nicht als Benchmark für eine ganzheitliche Monetarisierung sehen kann. Allerdings können 129 Leser zu einem Apple-Event wohl kaum einen gesamten Blog tragen.

        Wie willst du als Herausgeber langfristig sicherstellen, dass dein Blog regelmäßig und zuverlässig Einnahmen generiert? Wie soll LaterPay überleben, wenn erst ab 5€ eine Ein- bzw. Auszahlung erfolgt? Letzte und abschließende Frage, wie sehen denn seine Zugriffszahlen aus und wie viele Leser (Stamm- oder Neuleser) bezahlen tatsächlich für Inhalte?

        • Richard schreibt:

          Danke für die guten Nachfragen. Bin gleich in einem Workshop, dann beginnen die Medientage und ich hab noch zwei Geschichten fertig zu machen bis Freitag. Nur kurz: Meine Zugriffszahlen sind derzeit im Keller wg. div. Serverumzüge. Deshalb denke ich, dass ich deutlich mehr Erlöse haben werde, sobald ich mein Blog wieder „hoch“ fahre, häufiger schreibe und wieder auf meine früheren Zugriffszahlen (100.000 + im Monat) komme. Das ist aktuell nicht der Fall – deshalb ist alles das, was Du oder auch ich hier spekulieren müßig. Ich orientiere mich eher an der Praxis als an der Theorie. Deshalb MACHE ich da hier ja auch alles. Lass uns in einem Jahr sehen, wo ich dann bin, einverstanden?

    • Benjamin Schnelle schreibt:

      Vielen Dank für Deine Einblicke! Ein Paar Punkte fallen mir auf: 149 Euro für die Bilderrechte würde ich nicht mehr als Micro-Payment verstehen. Und da wären die Paypal Gebühren von 1,9% oder 3,18 EUR deutlich günstiger als LaterPay mit 15% oder 22,35 EUR (ab 2,60 EUR Single Sale ist Paypal günstiger). Und dann würde mich mal interessieren wie die Zahlen aussehen, wenn man nur das Geld betrachtet, dass wirklich auf Deinem Bankkonto gelandet ist. Ich „schulde“ Dir auch noch ca. 1,50 EUR (ich sehe übrigens leider keine Info mehr rechts oben wieviel es ist), aber das wird noch etwas dauern bis es ankommt. Kannst Du uns den gleichen Report mit den „echten“ Zahlen geben, das ist ja was mich als Blogger interessiert, nicht irgendwelches theoretisches Guthaben.

      • Richard schreibt:

        An Deinen Kritikpunkten ist was dran – LaterPay versteht sich auch nicht primär als Single-Sale-Plattform für größere Beträge. Aber es ist gut zu wissen, dass auch das möglich ist. Echtes Geld gibt es bereits – einmal von den ersten Lesern, die bereits die 5 Euro erreicht haben + die Direktverkäufe, die sofort fällig wurden (alles zusammen knapp 900 Euro). Auf Dein Geld freue ich mich, habe es aber nicht eilig. Die größte Hemmschwelle hast Du ja bereits überwunden. Und ich bin mir sicher, dass das Geld irgendwann schneller kommt, wenn ich nicht mehr der Einzige bin, der das System nutzt.

        • marco schreibt:

          Hallo Richard, ich bin gerade auf deinen jezt schon etwas älteren Blogpost zu Laterpay gestoßen. Wie sind denn deine Langzeiterfahrungen nun? Aktuell ist ja z.B. der Spiegel auch auf den LaterPay-Zug aufgesprungen, was der Technologie einen guten Schub geben könnte. Auch wenn die Implikationen erst in einigen Monaten sichtbar werden, so würden mich auch deine Erfahrungen aus der Zwischenzeit interessieren. Viele Grüße, Marco

          • Richard schreibt:

            Hallo Marco, meine Erfahrungen sind gut, das Geld tröpfelt nach und nach auf meinem Konto ein. Wenn ich mehr bloggen würde, könnte das ein gutes Standbein sein. Allerdings: 2 Blogposts pro Monat (wie aktuell bei mir) reichen nicht. Aber: vielleicht kommt mit dem Spiegel jetzt eine neue Motivation?

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