Wenn Premium-Produkte ihren Zenit überschritten haben und sich kaum mehr von der Billig-Konkurrenz unterscheiden, muss eine neue Story her. Apples neuer Spin: „Gib uns deine Kohle und wir retten den Planeten!“

Gleich nach der Sommerpause laden die großen IT-Konzerne Journalist:innen und Influencer in ihre Firmenzentralen nach Kalifornien, um dort zu zeigen, woran sie gerade arbeiten. Dabei präsentieren sie ihre neuesten Produkte, die noch dieses Jahr ihren Weg unter möglichst viele Weihnachtsbäume finden sollen. 

Comedian und TV-Star Octavia Spencer als Mother Earth im Apple-Image-Video

Den Saison-Auftakt machte gerade Apple. Ein neues iPhone (Version 15) sowie eine Neuauflage der Apple Smartwatch (Version 9) wird es also geben. Beide Modellreihen schicker, schneller und leistungsstärker als ihre Vorgänger. Soweit so erwartbar. 

Im Verlauf der Präsentation wird allerdings deutlich, wie schwer sich das Unternehmen damit tut, zu erklären, was eigentlich neu ist an den Geräten. Das iPhone, ein technologisch perfekter aber eben auch ausgelutschter Teebeutel, der seit Jahren immer wieder aufs Neue aufgegossen wird. 

CEO TimCook im Staring-Contest mit Mother Earth – Quelle: Apple Image Video

Und weil Apple sich dieses Problems bewusst ist, greift der Konzern tief in die Trickkiste, um seinen Produkten eine neue Story zu verpassen. Nicht der Prozessor, die Speicherkapazität oder die Software steht dieses Jahr im Mittelpunkt der Verkaufsshow, sondern der Umweltschutz! In epischen Image-Videos erklärt das Unternehmen, dass man bis zum Jahr 2030 jedes Produkt zu hundert Prozent CO2-neutral herstellen wolle. Apple als Retter des Planeten? Wow. Ausgerechnet!

Kleiner geht es nicht: Auf der Apple-Webseite feiert sich der Konzern als Retter des Planeten

Ein Konzern, der wie kein anderes Unternehmen die Menschen dazu verführt, sich Jahr für Jahr ein neues Smartphone zuzulegen, selbst dann, wenn es das Alte noch tut. Ein Konzern, der seit jeher seine Geräte mit Spezial-Schrauben versieht, so dass sie für Normalsterbliche unreparierbar sind. Ein Konzern, der seine Laptops, Tablets und Telefone derart aggressiv mit Klebstoff versiegelt, dass beim Versuch, die Einzelteile abzulösen, selbst den hartgesottensten Klima-Klebern die Tränen kommen.

Wenn Apple-Chef Tim Cook plötzlich die Umwelt entdeckt und Bäume umarmt, hat das vor allem einen Grund: Opportunismus. Apple weiß, dass man sich durch die Technik kaum mehr von der Konkurrenz abheben kann. Deshalb müssen neue Narrative, neue Erzählungen her: Wer ein neues iPhone kauft, tut was für die Umwelt! Es heißt, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Bei soviel Klima-Heuchelei sollte Markus Söder aufpassen, dass ihm beim nächsten Fotoshooting kein iPhone auf den Kopf fällt.

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1 Kommentare
  1. Tom schreibt:

    Das Problem daran ist, dass wir nachhaltiger werden müssen und die meisten einfach nur Greenwashing machen. Tatsächlich wurden neulich erst die größeren Unternehmen seitens Umweltverbänden untersucht. Die Fragestellung dabei war was deren Nachhaltigkeitsziele sind und ob sie diese erreichen. Apple hat hier tatsächlich sehr gut abgeschnitten, mit sehr hohen Zielen, die sie zum großen Teil auch erreichen. Samsung oder Google waren hier stark abgeschlagen und erzählen halt, machen aber nichts.
    Amazon war etwas besser als die beiden im Mittelfeld.
    Natürlich ist es kein Fairphone, was ist eigentlich deren USP?

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